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Modeshopping

Mit diesen Tricks werden wir beim Online-Einkauf manipuliert 

Public Eye und der Westschweizer Konsumentenschutz haben Anbieter von Mode-Onlineshopping unter die Lupe genommen – und rufen nach staatlicher Regulierung. 
Schnelle Mode aus dem im Internet ist Public Eye ein Dorn im Auge: Nun wirft die NGO der Branche Manipulation vor. 
Bild: Keystone

Zwanzig sogenannte Dark Patterns, «dunkle Muster», wurden in einer Recherche von Public Eye und der Westschweizer Konsumentenschutzorganisation FCR untersucht. Darunter werden manipulative Design-Elemente wie Pop-up-Fenster mit Rabattcodes oder das ungefragte Hinzufügen von Artikel in den Warenkorb gezählt. Das Resultat der am Mittwoch publizierten Recherche: Alle 15 untersuchten Shops weisen solche Dark Patterns auf.

Die Unterschiede zwischen den Plattformen seien allerdings erheblich, heisst es in der gemeinsamen Mitteilung der beiden Organisationen. Am schlechtesten schneidet in ihrem Ranking der chinesische Anbieter Shein ab: Hier kommen gleich 18 von 20 untersuchten Dark Patterns zum Einsatz. Bei Aliexpress sind es zwölf, bei Amazon neun und bei La Redoute acht.

Traditionelle Modehäuser stehen deutlich besser da. So wurden bei Zara und Globus nur vier von 20 Dark Patterns festgestellt. Bei Manor waren es fünf, bei Zalando, H&M und Galaxus je sechs. Auch das umstrittene Onlineangebot Wish ist relativ zurückhaltend und setzt nur sechs von 20 Dark Patterns ein.

Fast alle machen Werbung für «passende Produkte»

Besonders häufig sind laut der Studie jene Dark Patterns, die Konsumenten und Konsumenten dazu verleiten sollen, mehr Artikel zu kaufen. Dazu zählt etwa die Anzeige passender Artikel, sobald etwas im Warenkorb landet. Diesen Trick wenden 13 von 15 Shops an. Zu den Dark Patterns wird auch das Verrechnen von Versandkosten bei geringen Bestellmengen gerechnet. Dieses Muster wurde bei 10 von 15 Shops festgestellt.

Bei 10 Shops sei es ausserdem nur schwer oder überhaupt nicht möglich, das Kundenkonto zu löschen, bemängeln die Organisationen. Neun Shops erschwerten es ausserdem, Cookies abzulehnen oder anzupassen. «Fünf der Shops nutzen gar Lücken im vergleichsweise laxen Datenschutzrecht der Schweiz aus und speichern Cookies ungefragt auf Smartphones oder Computern», heisst es in der Mitteilung.

Staat soll einschreiten

Die Ergebnisse der Recherche bilden den Hintergrund für einen Ruf nach weitgehender staatlicher Regulierung des Onlineshoppings. Sie berufen sich darin auf die Leitlinien, die der Bundesrat in seiner Strategie zur nachhaltigen Entwicklung gesetzt hat. Darin ist unter anderem festgehalten, dass «nachhaltigere Konsummuster» zu fördern seien. Dieses politische Ziel werde durch das auf den Erkenntnissen der Konsumpsychologie basierende Online-Marketing sabotiert.

Konkret sollen Dark Patterns verboten werden, «die Menschen dazu verleiten, mehr persönliche Daten zu teilen oder sie hindern, ihre personenbezogenen Daten zu löschen.» Ausserdem soll geltendes Recht strenge Anwendung finden. So widerspreche das heimliche Hinzufügen von Artikel in den Warenkorb der Vertragsfreiheit. Selbst Farbe und Schriftgrösse sollen vom Staat kontrolliert werden: Diese könnten unlautere Wettbewerbspraktiken darstellen, wenn sie «besonders penetrant seien.»

Generell will Public Eye das Geschäft mit schneller Mode aus dem Internet bremsen. «Armutslöhne, Leistungsdruck, Übernutzung natürlicher Ressourcen und Müllberge: Die Probleme unseres Modekonsums sind hinlänglich bekannt, heisst es in der Mitteilung.» (wap)