notifications
WEF 2018

Logistik als grösste Herausforderung am WEF

Das diesjährige Weltwirtschaftsforum (WEF) verläuft laut Geschäftsleitungsmitglied Alois Zwinggi bisher "in geordneten Bahnen". Doch die Halbzeitbilanz werde getrübt durch "immer zahlreicher werdende Trittbrettfahrer", die mit ihren Pavillons das Dorf verstopften.
Verstopfte Strassen und WEF-"Pop-up-"Geschäfte: Organisatoren und Bewohner von Davos ärgern sich über "Trittbrettfahrer" (Archivbild)
Bild: Keystone/

Der Managing Director des WEF richtete am Donnerstag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda klare Worte an die Adresse von Organisationen und Firmen, die mit dem WEF nichts zu tun hätten, sich im Dorf aber in viele Ladenlokale einmieteten und eine eigene Agenda verfolgten. Diese negative Entwicklung habe sich in den vergangenen fünf Jahren verstärkt.

"Wir haben heuer nicht mehr Teilnehmer als sonst, die Präsenz von Trittbrettfahrern nimmt aber extrem zu", sagte Zwinggi. Die Organisatoren beobachteten dies mit einem sorgenvollen Auge. "Ausserhalb des Kongresszentrums, im Dorfkern, ist ein Ökosystem entstanden, über welches wir keine Kontrolle haben."

"Nicht tragbar"

Vor allem der Auf- und Abbau der Pavillons auf der Promenade, der Hauptstrasse von Davos, ist laut dem WEF-OK ein Problem. "Da gibt es Ladenlokale, die mehrmals pro Woche an einen neuen Kunden vermietet werden, manche sogar täglich", sagte Zwinggi. Das sei "einfach nicht tragbar und nicht unsere Idee".

Die Folgen seien verkehrstechnisch verheerend: "Da kommt ein Lastwagen am Abend an, bringt die Ware für den nächsten Tag, dann kommt ein weiterer Lastwagen und räumt alles wieder ab."

Leiden würden vor allem die Einwohner von Davos, die wegen verstopfter Strassen in ihrem Alltag eingeschränkt seien. "Es ist uns nicht recht, dass Kinder nicht in die Schule gehen können, dass Leute nicht zur Arbeit oder in den Dorfladen gelangen."

Vision einer autofreien Promenade

Um eine Lösung für das Problem zu finden, stünden die WEF-Organisatoren seit einigen Jahren in engem Kontakt mit den Betroffenen. "Wir müssen zusammen mit der Gemeinde und dem Kanton Massnahmen treffen, damit die Bevölkerung nicht so leidet wie in den vergangenen zwei Tagen."

In der Traumvorstellung von Zwinggi gibt es irgendwann ein Jahrestreffen, bei dem die Promenade autofrei sein wird und nur noch Linienbusse und Shuttles verkehren. Eine weitere Vision sei ein "Global Village" etwas ausserhalb des Dorfes. Diese Idee sei zwar "schon ein bisschen Science Fiction, aber durchaus erstrebenswert".

"America first, but not alone"

Inhaltlich hat Zwinggi nichts am diesjährigen Forum zu bemängeln. "Wir sind sehr froh, wie es bis jetzt gelaufen ist", sagte er der sda. Die Ankunft des US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump bezeichnet er aus organisatorischer Sicht als "ein Highlight".

Trump werde die Plattform zum Dialog nützen. Angst vor einem Skandal oder einem Kontrapunkt zur oft erwähnten Multilateralität hat Zwinggi nicht. "Aus der amerikanischen Botschaft in Bern hörte ich vergangene Woche einen Spruch: 'America first, but not alone.'" Der Slogan gebe ihm die Zuversicht, dass der Dialog zwischen den USA und der Welt weitergehen werde.

Das anhaltende Interesse des Weltwirtschaftsforums erklärt sich Zwinggi mit der zunehmenden Zahl von konkreten Projekten und Initiativen, die während des Jahrestreffens verabschiedet würden. "Das WEF wird für die Teilnehmer dadurch greifbarer." (sda)