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Schweiz

Knall im Bistum Chur: Weihbischof erhält Maulkorb wegen Corona-Video – Generalvikar Kopp entlassen

Pierre Bürcher greift durch: Der Apostolische Administrator im Bistum Chur verbietet es Weihbischof Marian Eleganti, sich ohne Rücksprache mit dem Bistum öffentlich zu äussern. Zudem hat er Generalvikar Martin Kopp wegen Aussagen zur Bischofswahl entlassen.
Marian Eleganti, Weihbischof des Bistums Chur. (Bild: Gaetan Bally / KEYSTONE)

Kari Kälin

Mit drastischen Massnahmen versuchen Regierungen in aller Welt, das Corona-Virus zu bekämpfen. Auch die Schweizer Bischofskonferenz setzt die Empfehlungen des Bundes um – und hat deshalb angeordnet, die Weihwasserbecken zu leeren und auf die Mundkommunion zu verzichten.

Marian Eleganti missfallen diese irdischen Massnahmen. Der Weihbischof des Bistums Chur setzt auf übernatürliche Kräfte. In einem Videobeitrag beim konservativen Internetportal kath.net sagte er:

«Ja, ich erwarte Wunder und rechne mit der Kraft und dem Schutz Gottes.»

Eleganti lehnt die Leerung der Weihwasserbecken ebenso ab wie den Verzicht auf die Mundkommunion. «Wie kann ich von der Kommunion Unheil und Ansteckung erwarten», fragte er. Jeder Gläubige müsse selber entscheiden dürfen, wie er den Leib Christi empfange.

Das Bistum Chur zeigt sich wenig erfreut über den bizarren Auftritt Elegantis. Der Apostolische Administrator Pierre Bürcher, eine Art Übergangsbischof, hat ihm deshalb einen Maulkorb verpasst. Bei den Gläubigen sei Verwirrung über die Haltung des Bistums Chur zum Corona-Virus entstanden, hält er in einer Mitteilung fest. Künftig darf sich Eleganti deshalb nur noch im Einvernehmen mit Bürcher und Mediensprecher Giuseppe Gracia öffentlich äussern. Eleganti habe diese Entscheidung angenommen, schreibt Bürcher weiter.

Generalvikar Kopp entlassen

Bürcher hat einen noch härteren Personalentscheid getroffen – und Martin Kopp, Generalvikar der Urschweiz, entlassen. Dessen Posten übernimmt interimistisch Peter Camenzind, Pfarrer in Schwyz. Der Grund für die einschneidende Massnahme: Kopp hat sich öffentlich zur Bischofswahl vernehmen lassen, obwohl Bürcher zu Beginn seiner Amtsübernahme alle Mitglieder des Bischofsrats aufgefordert hatte, dies zu unterlassen.

Konkret äusserte sich Kopp in der letzten Ausgabe der «NZZ am Sonntag» zur immer noch offenen Nachfolge des emeritierten Bischofs Vitus Huonder. Der als äusserst konservativ geltende Gottesmann stiess reformorientierte Katholiken wiederholt vor den Kopf. Kopp sagte, im Moment deute vieles darauf hin, dass die möglichen neuen Bischöfe alle auf dessen Linie seien. Durch Generalvikar Martin Grichting – er wird als Nachfolger gehandelt - werde die typisch schweizerische Kirchenverfassung infrage gestellt. Das stelle eine Gefahr für den innerkirchlichen Frieden und die Beziehung der Kirche zum Staat dar.

Explizit begrüsste Kopp eine Initiative von Jacqueline Fehr. Die Zürcher SP-Regierungsrätin wollte dem Papst via Bundesrat einen Brief schicken, er möge dafür sorgen, dass im Bistum Chur ein Bischof gewählt werde, der den Landeskirchen freundlich gesinnt sei (wir berichteten). Mehrere für Kirchenfragen zuständige Regierungsräte in anderen Kantonen des Bistums Chur lehnten ein solches Vorgehen aber ab. Fehr verzichtete daher darauf, das Schreiben abzuschicken. Kopp jedoch hätte laut «NZZ am Sonntag» eine Intervention der Politik begrüsst. Für Bürcher hat er sich damit illoyal verhalten. Er sieht keine Vertrauensbasis mehr für eine weitere Zusammenarbeit.

Kopp hatte sich in der Vergangenheit mehrfach kritisch zum Kurs des früheren Bischofs Vitus Huonder geäussert. «Die Churer Bistumskrise habe ich in erster Linie als Bischofskrise erlebt», sagte er zum Beispiel.

Eleganti lehnt homosexuelle Priester ab

Übrigens: auch Marian Eleganti hat mit seinen Gedanken zum Wunderglauben nicht zum ersten Mal viel medialen Staub aufgewirbelt. Er forderte schon, dass homosexuelle Männer nicht mehr Priester werden dürfen. Der Missbrauchsskandal hänge mit der Homosexualität zusammen, begründete er seine Haltung.