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Schweiz [News Service]

Kanton Zürich weitet Sperrstunde aus und verbietet Sonntagsverkäufe

Die Ansteckungszahlen in Zürich steigen weiter an. Darum beschliesst der Kanton nun weitere Massnahmen: Die Sperrstunde gilt neu für alle öffentlichen Betriebe und Feiertagsverkäufe werden gestrichen.
Die Zürcher Regierungsräte Natalie Rickli, Silvia Steiner und Mario Fehr (v.l.) verkünden am Dienstag die verschärften Coronamassnahmen. (Keystone)

(dpo) Vor etwas weniger als zwei Wochen sprach sich die Zürcher Kantonsregierung noch gegen weitere Coronamassnahmen aus. «Die Lage ist ernst, aber wir haben sie im Griff», sagte damals Natalie Rickli. Am Dienstag musste die Gesundheitsdirektorin nun vor den Medien eingestehen: «Alle Indikatoren weisen in die falsche Richtung.»

Seit Ende November sind die Infektionszahlen wieder angestiegen, weshalb sich die Kantonsregierung gezwungen sehe, weitere Massnahmen anzuordnen. «Die moderate Steigerung der Massnahmen ist eine letzte Chance. Sonst kommen wir einem Lockdown nahe», warnte Regierungspräsidentin Silvia Steiner.

Neu dürfen darum im Kanton Zürich ab Donnerstag die Personengruppen pro Tisch im Restaurant höchstens noch aus zwei Haushalten stammen und sämtliche Kontaktdaten aller Gäste müssen erhoben werden.

Keine Sonntags- und Feiertagsverkäufe

Zudem weitet die Kantonsregierung die Sperrstunde um eine Stunde und auf alle öffentlich zugängliche Betriebe aus. Restaurants, Einkaufsläden, Take-Aways, Tankstellenshops, 24h-Shops sowie Unterhaltungs-, Sport- und Freizeitbetriebe müssen bereits ab 22 Uhr schliessen. Casinos, Bordelle und Erotikbetriebe müssen dagegen ganz zu machen.

Eine Verschärfung der Massnahmen sieht die Zürcher Kantonsregierung auch bei Versammlungen im öffentlichen Raum vor: Die Höchstzahl wird von 15 auf 10 Personen reduziert. Da Sonntags- und Feiertagsverkäufe zu Menschenansammlungen führen, werden diese vom 24. Dezember bis am 10. Januar verboten. Allenfalls bereits erteilte Bewilligungen auf Gemeindeebene würden damit hinfällig, erklärte die Kantonsregierung.

Da vor allem Schulen der Sekundarstufe II nach den Ferien höhere Fallzahlen verzeichnet hätten, müssen sich die Gymnasiastinnen und Berufsfachschüler auf Fernunterricht einstellen. Nach den Weihnachtsferien sollen sie gemäss der Regierung während einer sogenannten Vertiefungswoche selbstständig an Arbeitsaufträgen von zu Hause aus arbeiten.

Regierungspräsidentin: «Zürich ist kein ‹Trödel-Kanton›»

Wenig Freude am Beschluss der Kantonsregierung hat die Bar- und Clubkommission Zürich. In einer Stellungnahme moniert sie: «Der Kanton Zürich hat es heute verpasst, eine klare Ansage zu machen. Die Salamitaktik des Bundes wird einfach weitergeführt.» Die Clubkommission hätte es bevorzugt, wenn die Regierung die Barbetriebe ganz geschlossen hätte.

Der bevölkerungsreichste Kanton der Schweiz stand unter Zugzwang, nachdem in den letzten Tagen bereits andere Kantone ihre Massnahmen verschärft haben. Zuvor hatte Bundesrat Alain Berset zudem den Deutschschweizer Kantonen ein Ultimatum gestellt: Sinken ihre Fallzahlen nicht, werde der Bundesrat am Freitag die Massnahmen im Kampf gegen die Pandemie verschärfen. Dazu will sich die Landesregierung am Dienstag zu einer ausserordentlichen Sitzung treffen.

Die Zürcher Regierungspräsidentin Silvia Steiner bestritt am Dienstag vor den Medien, dass Bersets Ultimatum am Freitag auch Zürich gegolten habe: «Der Bundesrat hat nie gesagt, Zürich sei ein ‹Trödel-Kanton›». Gleichzeitig sagte Steiners Regierungskollegin Natalie Rickli, Zürich weise neben der Ostschweiz derzeit die höchste Reproduktionszahl auf. Dieser Wert lieg aktuell bei 1,13 und damit über dem Schweizer Durchschnitt. 100 Infizierte im Kanton Zürich stecken derzeit 113 Menschen neu an.