Die zweitletzte RS-Woche war bei uns die Überlebenswoche, auch Durchhalteübung genannt. Das Szenario erinnert an den Ukraine-Krieg: Ein fiktives Nachbarland greift die Schweiz an. An mehreren Grenzübergängen nähern sich Truppen und Panzer — da sind die Schweizer Genietruppen gefragt: Sappeure, Baumaschinenfahrer und Rammpontoniere bauen Strassensperren und Brücken und verhindern, dass der Feind vorwärtskommt. Dies ermöglicht den Vormarsch der eigenen Truppen.
Sie sind aber nicht nur auf der «guten» Seite tätig. Je nachdem gehören sie an manchen Tagen zur angreifenden Armee. Da räumen sie Sperrungen und Hindernisse aus dem Weg und bauen Brücken, um den Gegner vorrücken zu lassen.
Dasselbe machen die Übermittler: Einmal stellen sie die Kommunikation innerhalb der Truppe sicher, umgekehrt beschaffen sie Informationen für den Feind.
Die Küche ist rund um die Uhr auf Abruf bereit
Die Küche – mein Einsatzort – hat ebenfalls einen neuen Modus, den 24-Stunden-Betrieb. Wir haben uns in zwei Teams à drei Personen aufgeteilt, die jeweils eine Zwölf-Stunden-Schicht bestreiten. Zusätzlich zum Zmorge, Zmittag und Znacht sind wir durchgehend auf Abruf bereit. Für kaltes Essen haben wir eine Stunde Zeit, für warmes drei Stunden.
Meine Schicht begann immer um drei Uhr morgens und dauerte bis drei Uhr nachmittags. Dann wurden wir vom anderen Team abgelöst und hatten zwölf Stunden Ruhezeit. Es gab nicht übermässig viel zu tun, daher war die Woche für uns angenehm. Mühsam war das Schlafen. Ich lag um 20 Uhr im Bett, vor 22 Uhr konnte ich trotzdem nicht einschlafen. Also nahmen wir kurzerhand eine Matratze ins Lager hinter der Küche. So schlief ich ab und zu ein paar Stündchen zwischen Tiefkühltruhe und Spaghettikartons.
Je nach Truppengattung ist die Durchhalteübung hart. Für mich war sie locker. Doch die eigentliche Leistung ist nicht, eine einzige Woche durchzuhalten. Sondern die ganze Rekrutenschule!
Am Freitagabend gaben wir bereits einen Teil unseres Materials ab, beispielsweise die ABC-Ausrüstung. Ein seltsames Gefühl. Ich habe noch nicht ganz begriffen, dass ich am nächsten Freitag fertig bin mit der RS. Natürlich freue ich mich, gleichzeitig muss ich noch die letzten Tage geniessen, an denen ich jeden Tag meine Kameraden sehe. Ich bin gespannt, was die letzte Woche für uns bereithält.