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Frankreich

Italien: Streit um die «Ocean Viking»

In der Migrationskrise schaukelt sich der Streit zwischen Frankreich und Italien hoch. Nun warf der italienische Innenminister Matteo Piantedosi dem EU-Partner am Donnerstag vor, die Reaktion im Hinblick auf die Aufnahme von 234 Flüchtlingen und Migranten an Bord des Seenotrettungsschiffes "Ocean Viking" sei "total unverständlich". Er verglich die Zahl von 234 Menschen mit den rund 90 000 Mittelmeermigranten, die allein in diesem Jahr die Küsten von Süditalien erreicht hatten.
Bild: Keystone/LPS via ZUMA Press Wire/Fabrizio Corradetti

Die neue, ultrarechte Regierung in Rom hatte der "Ocean Viking" verboten, einen italienischen Hafen anzufahren. Das Schiff der Hilfsorganisation SOS Méditerranée stellte deshalb nach langem Warten einen Antrag in Frankreich und darf nun den Militärhafen von Toulon in der Nähe von Marseille ansteuern. Französische Politiker hatten Italien für seine ablehnende Haltung kritisiert.

"Was wir nicht verstehen, ist, aus welchen Gründen Italien etwas akzeptieren sollte, was andere nicht akzeptieren wollen", sagte Piantedosi. Er erinnerte daran, dass sich 13 europäische Länder bereit erklärt hatten, 8000 in Italien angekommene Migranten aufzunehmen. Bislang sei das bei nur 117 Menschen erfolgt.

Regierungschefin Giorgia Meloni hatte Frankreich zuvor vorgehalten, Italien für die Abweisung von Migranten zu kritisieren, zugleich aber an der italienisch-französischen Grenze ebenso hart gegen Einwanderer vorzugehen. Matteo Salvini, der frühere Innenminister und derzeitige Minister für Infrastruktur und Transport, twitterte: "Die Nervosität einiger französischer Politiker im Hinblick auf 234 Bootsmigranten ist unerklärlich." Auch Salvini verwies am Donnerstag auf die knapp 90 000 angekommenen Migranten in Italien und die 38 Menschen, die Frankreich Italien abgenommen habe. "Eigentlich müsste es Italien sein, das protestiert", schloss der rechtspopulistische Politiker. (sda/dpa)