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In 36 Tagen vom Küken zum Grillpoulet: So sieht das Leben eines Masthuhns aus

Die Nachfrage nach Pouletfleisch steigt, jährlich konsumiert der Durchschnittsschweizer 15 Kilogramm davon. Doch woher kommt das Fleisch überhaupt? Und was bedeutet das für das Leben der Masthühner? Eine grafische Übersicht.

Bild: Text: Chiara Stäheli, Grafik: Oliver Marx

Die folgenden Grafiken zeigen das Leben eines Mastpoulets auf einem Betrieb, der nach dem Standard der «besonders tierfreundlichen Stallhaltung» bewirtschaftet wird. In der Schweiz leben neun von zehn Hühnern in Ställen, die diesen Standard erfüllen.

Das Leben eines Masthuhns beginnt in der Brüterei, wo die Küken nach 21 Tagen Brut aus ihren Eiern schlüpfen.

Am Tag der Geburt werden die Küken zu den Landwirten transportiert, wo sie die nächsten 36 Tage verbringen.

Am 36. Tag ihres Lebens sind die Masthühner bereit zur Schlachtung. Zu diesem Zeitpunkt sind sie mehr als zwei Kilogramm schwer.

Im Folgenden beantwortet ein Geflügel-Experte die wichtigsten Fragen zu Futter, Mastdauer, Mortalität und Antibiotika.

Wie hat sich die Mastdauer der Poulets in der Vergangenheit verändert?

Gemäss Ruedi Zweifel, Direktor des Geflügel-Kompetenzzentrums Aviforum, wurden vor 30 Jahren Standard-Poulets etwa 41 Tage lang gemästet, heute sind es noch rund 36 Tage. Aufgrund der Zucht wachsen heute die Poulets schneller und verbrauchen zum Erreichen desselben Lebendgewichts weniger Futter. «Entgegen anderslautender Behauptungen hat sich trotz diesen Zuchtfortschritten die Bein- und Kreislaufgesundheit der Poulets in den letzten Jahren verbessert, weil Gesundheitsmerkmale in der Selektion der Zuchttiere stark berücksichtigt werden», betont Ruedi Zweifel.

Wie viele Tiere einer Herde sterben prozentual?

Ruedi Zweifel schätzt, dass heute die Aufzuchtverluste in der Pouletmast durchschnittlich etwa 2,5 Prozent betragen. Das sei «in vielerlei Hinsicht» ein sehr tiefer Wert. So seien beispielsweise in der Natur die Verluste bei Jungvögeln bis zu zehn Mal höher. Und Zweifel ergänzt: «Wenn in der Aufzucht von Heimtieren eines von 20 Jungtieren stirbt, sind die Verluste mit 5 Prozent schon doppelt so hoch wie in der Pouletmast». Noch vor 30 Jahren hätten die Verluste auch in der Pouletmast rund 5 Prozent betragen.

Wie oft wird auf Pouletmastbetrieben Antibiotika eingesetzt?

«In der Schweiz benötigt weniger als jede zehnte Pouletherde jemals eine Antibiotikabehandlung», so Zweifel. Im eigenen Pouletstall am Aviforum hätten in den vergangenen zwei Jahrzehnten lediglich vier Mal Antibiotika eingesetzt werden müssen. Wenn eine Behandlung erfolge, dann sei die Ursache meistens eine Nabel- und Dottersackentzündung im Kükenalter.

Die Küken in diesem Stall sind 16 Tage alt.
Bild: Bild: Manuela Jans-Koch (Ruswil, 21. Januar 2022)

Woher kommt das Futter für die Mastpoulets?

Der Inlandanteil am gesamten Geflügelfutter – also auch dem Futter für die Legehennen – betrug im Jahr 2020 knapp 30 Prozent. Die restlichen 70 Prozent werden aus dem Ausland importiert. Mais und Weizen, die mengenmässig mit Abstand wichtigsten Komponenten, kommen vor allem aus Frankreich und Deutschland. Sojaschrot kommt zu rund 80 Prozent aus Europa, der Rest stammt aus Brasilien.

Nach welchen Produktionsstandards werden die Schweizer Mastpoulets gehalten?

Total 98 Prozent der Poulets leben nach den Bestimmungen der «Besonders freundlichen Stallhaltung» (BTS), also in Bodenhaltung auf Einstreu sowie mit Zugang zu einer zusätzlichen Fläche in einem gedeckten «Aussenklimabereich». 8 Prozent der Mastpoulets dürfen zusätzlich auf die Weide. Zirka ein Drittel dieser Freiland-Poulets wird nach Bio-Standards gehalten, das heisst, sie leben in kleineren Ställen und erhalten Futter aus biologischer Produktion.

Wie viele Mastpoulets darf ein Landwirt maximal halten?

Gemäss Höchstbestandsverordnung sind bis zum 28. Masttag maximal 27'000 Hühner pro Betrieb erlaubt. Wenn die Tiere älter werden und mehr Platz benötigen, muss der Bestand reduziert werden: ab dem 29. Tag auf 24’000, ab dem 36. Tag auf 21’000 und ab dem 43. Tag auf 18’000 Tiere. Laut Zweifel gibt es allerdings in der Schweiz «nur wenige so grosse Ställe, die diesen Maximalbestand beherbergen können». Im Durchschnitt leben auf einem Pouletmastbetrieb in der Schweiz 7600 Tiere. Unabhängig von der abgestuften Maximal-Tierzahl pro Betrieb bestimmt die Tierschutzverordnung, dass jedem Tier im Stall eine bestimmte Fläche sowie Tränke- und Fütterungseinrichtungen zur Verfügung stehen.