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Philipp Gut

«Ich will die Schweiz retten»: Ex-«Weltwoche»-Vize Philipp Gut will für die SVP Aargau in den Nationalrat

Er war «Weltwoche»-Vizechefredaktor und ist bekannt für seine spitze Feder. Jetzt strebt Philipp Gut eine Karriere als Nationalrat an. Die Kandidatur eingefädelt hat Andreas Glarner.

Sein Auto ist ein politisches Statement: Neonationalratskandidat Philipp Gut.
Bild: Bild: zvg 

In dieser Rolle fühlt sich Philipp Gut wohl. Wieder einmal schwimmt er gegen den Mainstream, spricht von «Impf-Lüge» und fordert Bundesrat Alain Berset via «Weltwoche» auf: «Sagen Sie endlich die Wahrheit.» Der Gesundheitsminister behauptete im Oktober 2021, einen Monat vor der Abstimmung über das Covid-Gesetz: «Mit dem Zertifikat kann man zeigen, dass man nicht ansteckend ist.» Diese Aussage ist nachweislich falsch.

Vielleicht kann sich Gut mit Berset schon bald unter der Bundeskuppel im rhetorischen Duell messen. Der Inhaber einer Kommunikationsfirma will für die SVP Aargau in den Nationalrat. Andreas Glarner, Nationalrat und Präsident der SVP-Aargau, spricht von einem «Coup». Er ist zuversichtlich, dass seine Partei den bei den letzten Wahlen verloren gegangenen Sitz im nächsten Jahr zurückerobert – auch dank Zugpferd Gut.

Glarner hat die Kandidatur zusammen mit Pascal Furer, dem Präsidenten der Findungskommission, eingefädelt. Der Kantonalvorstand muss sie am 8. Dezember noch absegnen. Den definitiven Entscheid über die Nomination fällen die Delegierten am Parteitag vom 25. Januar. Einen vorderen Platz auf der Liste wird Gut nicht erhalten. Zuoberst figurieren die bisherigen Mandatsträger, danach folgen ehemalige Kandidaten und Kandidatinnen.

Philipp Gut, promovierter Historiker und Germanist, ist Autor mehrerer Bücher. Er hat unter anderem eine Dissertation über Thomas Mann verfasst und die Biografie des letzten lebenden Chefanklägers der Nürnberger Prozesse. Einem breiten Publikum bekannt ist er als Journalist mit pointierter Schreibe und Lust an der Konfrontation, manche finden ihn polemisch und aggressiv. Er weist diese Einschätzung zurück. «Ich beschimpfe niemanden. Es sind die Fakten und die aufgedeckten Missstände, die schmerzen. Fakten sind die besten Argumente.»

Gut tritt regelmässig im In- und Ausland in TV-Talkshows auf, bis 2019 wirkte er als Vizechefredaktor der «Weltwoche» von Roger Köppel, der bereits für die SVP Zürich im Nationalrat politisiert. Der Abgang von dem Wochenmagazin erfolgte in «gegenseitigem Einvernehmen» und hatte nichts mit der journalistischen Arbeit zu tun, wie Gut sagt. Unterdessen schreibt er wieder regelmässig Artikel für die «Weltwoche».

Köppel lobt Gut in einem aktuellen Video in den höchsten Tönen für dessen Recherchen. Die «Weltwoche» scheint ein Sprungbrett für eine nationale Politkarriere zu sein. Mit Peter Keller (SVP, NW) sitzt ein weiterer Nationalrat mit Vergangenheit bei dieser Publikation im Nationalrat.

Abstimmungserfolg beim Mediengesetz

Gut ist 51-jährig, Vater zweier Töchter und wohnt mit seiner Familie in Lenzburg. Sein Auto, einen 20-jährigen Porsche, versteht er als politisches Statement: Gegen das sich abzeichnende Verbot von Verbrennungsmotoren und gegen «absurde Technologieverbote», gegen die politische Vorschriftsmentalität – und als «fahrenden Gegenentwurf zur Wegwerfgesellschaft».

Im Gespräch mit CH Media zählt er im Turbomodus auf, was ihn im aktuellen Politbetrieb stört: Zum Beispiel der Vormarsch des Nannystaats, der (wie in Zeiten von Corona) vorschreibe, mit wie vielen Menschen man an den Küchentisch sitzen dürfe oder wie warm die eigene Wohnung sein dürfe; das Verbot von Kernkraftwerken, das eine ökologische Produktion von zuverlässiger Energie sabotiere. Oder der Weltrettungsdrang von Links-Grün in der Klimafrage, der reine Symbolpolitik sei und auf massloser Selbstüberschätzung beruhe.

Gut will nicht die Welt, aber immerhin die Schweiz retten. «Hier, in unserem überschaubaren Biotop mit der grossartigen Tradition der direkten Demokratie, können wir etwas bewirken», sagt er. Doch Gut wittert Gefahr: Den Verlust an Freiheit und die überbordende staatliche Bevormundung in immer mehr Lebensbereichen. Für die Freiheit, die Unabhängigkeit, die Neutralität und eine liberale Wirtschaftsordnung, «die bewährten Werte» der Schweiz, wolle er sich einsetzen.

Gut ist Quereinsteiger. Er hat noch nie ein politisches Amt bekleidet. Einen grossen Abstimmungserfolg hat er aber bereits verbucht. Er lancierte mit Verleger Bruno Hug das Referendum gegen das Mediengesetz. Das Volk lehnte mehr staatliche Zuwendungen für die Medien im letzten Februar dieses Jahres deutlich ab.