Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 205 Kilometern in der Stunde hat der gefährliche Hurrikan «Ian» Kuba erreicht. Wie das US-Hurrikanzentrum (NHC) mitteilte traf der Wirbelsturm am frühen Dienstag nahe der Ortschaft La Coloma im Westen der Karibikinsel auf Land. Meteorologen hatten zuvor bereits vor lebensbedrohlichen Sturmfluten, Orkanböen, Sturzfluten und Erdrutschen auf der rund elf Millionen Einwohner zählenden Insel gewarnt. Es wird damit gerechnet, dass der Sturm nach Kuba Kurs auf den US-Bundesstaat Florida nimmt.
Rund 50'000 Menschen in küstennahen Gegenden seien in Sicherheit gebracht worden, rund 55 Notunterkünfte stünden bereit, meldeten kubanische Staatsmedien. In sozialen Netzwerken berichteten Bewohner von umgestürzten Bäumen und abgedeckten Dächern. Der kubanische Staatschef Miguel Díaz-Canel rief die Bevölkerung und Behörden auf Twitter dazu auf, Vorkehrungen zu treffen.
Wichtige Einnahmequelle der Karibikinsel: 33’000 Tonnen Tabakblätter in Sicherheit gebracht
Am stärksten betroffen war die Tabakregion Pinar del Río, rund 150 Kilometer westlich der Hauptstadt Havanna gelegen. Die Felder würden abgedeckt, um sie vor dem Sturm zu schützen. Rund 33'000 Tonnen Tabakblätter aus früheren Ernten wurden in geschützte Lager gebracht, wie es weiter hiess. Zigarren sind eines der bekanntesten Produkte Kubas und eine wichtige Einnahmequelle der sozialistischen Karibikinsel.
Rund 40 Prozent der Kunden des örtlichen Versorgers in Pinar del Río seien ohne Strom, meldete die kubanische Nachrichtenagentur ACN. Die starken Böen hätten Leitungen beschädigt und Strommasten umgeworfen.
Hurrikan wirbelt Startplan der Internationalen Raumstation ISS durcheinander
Wetterexperten erwarten, dass «Ian» nach Kuba Kurs auf die die Küste Floridas in den USA nimmt und dabei sogar Stärke 4 erreicht. Dort warnen sie vor Sturmfluten von diesem Mittwoch an. Das Risiko sei zwischen den Städten Fort Myers und Tampa am grössten. Schon ab dem späten Dienstagabend (Ortszeit) wurden Winde in Orkanstärke erwartet.
Der Gouverneur des südöstlichen US-Bundesstaates, Ron DeSantis, hatte bereits am Wochenende vorsorglich den Notstand erklärt und die Bevölkerung aufgerufen, Vorkehrungen zu treffen.
Der Hurrikan könnte auch den Startplan der nächsten Crew zur Internationalen Raumstation ISS durcheinanderwirbeln. Noch werde der 3. Oktober weiter als Starttermin anvisiert, sagte Kathy Lueders, Chefin der bemannten Raumfahrt bei der US-Raumfahrtbehörde Nasa, am Montag. «Aber wir wissen auch, dass wir uns hier am Kennedy Space Center durch das Wetter durcharbeiten müssen.» Die nächsten möglichen Ausweichtermine seien der 4. oder 5. Oktober, hiess es. (dpa)