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Ausbeutung

Hohe Dunkelziffer: Neue Kampagne will Menschenhandel in der Schweiz bekämpfen

Die EVP und weitere teils christliche Organisationen wollen den politischen Kampf gegen Menschenhandel verstärken. So soll etwa Arbeitsausbeutung als eigener Straftatbestand erfasst werden.

Enorm hohe Dunkelziffer: Viele Fälle von Menschenhandel bleiben in der Schweiz unentdeckt und unbestraft. (Symbolbild)
Bild: Interpol

Die Masche ist meistens ähnlich: Mit falschen Versprechen über eine gut bezahlte Arbeit werden Opfer von Menschenhändlern angeworben. Tatsächlich arbeiten sie dann unter ausbeuterischen Bedingungen, oft illegal. Entweder im Sexgewerbe, aber auch im Gastgewerbe, auf dem Bau, in der Landwirtschaft oder in privaten Haushalten. Meist werden sie abhängig gemacht – etwa, indem die Täter den Pass beschlagnahmen.

So beschreiben die Unterstützerinnen und Unterstützer einer neuen Kampagne gegen Menschenhandel die Art und Weise, wie die organisierte Ausbeutung von Menschen funktioniert. Hinter der Kampagne stehen die EVP sowie mehrere christliche Organisationen. In einer Mitteilung vom Donnerstag schreiben sie, es bestehe dringender Handlungsbedarf.

Nach wie vor gebe es kein nationales standardisiertes Identifizierungs- und Überweisungsverfahren im Kampf gegen Menschenhandel, kritisieren die Kampagnenführerinnen und -führer. Zudem fehle es an rechtlichen Garantien, um Opfer von Menschenhandel vor einer möglichen Strafverfolgung zu schützen. Die Schweizer Bevölkerung müsse deshalb auf das Thema sensibilisiert werden. Die Organisationen rufen deshalb zu einer Grosskundgebung auf dem Bundesplatz auf, die am Samstag stattfindet.

Schweiz steht wegen lückenhafter Bekämpfung in der Kritik

Wie viele Opfer von Menschenhandel in der Schweiz leben, ist nicht genau bekannt. Der «Beobachter» geht in einer Schätzung von rund 5000 Personen aus. Laut EVP-Nationalrätin Marianne Streiff ist die Dunkelziffer «enorm hoch». Die Schweiz steht wegen der lückenhaften Bekämpfung von Menschenhandel international in der Kritik. Auch ein Bericht des Bundesamts für Polizei (Fedpol) kam kürzlich zum Schluss, besonders in der kantonalen Strafverfolgung gebe es «Luft nach oben».

Mit zwei Motionen hat Streiff bereits Vorschläge zu einer besseren Bekämpfung von Menschenhandel ins Parlament gebracht. Die eine Motion verlangt, das Strafgesetzbuch um einen Tatbestand der Arbeitsausbeutung zu ergänzen. Mit der zweiten sollen den Kantonen finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden, um Menschenhandelsdelikte effektiv zu verfolgen. Der Nationalrat hat beide Motionen bereits angenommen. Sie sind im Ständerat hängig. (aka)