In der Gendermedizin geht es um die geschlechtsspezifische Erforschung und Behandlung von Krankheiten. Denn das Geschlecht kann den Verlauf, die Diagnostik oder die Präsentation von Krankheiten beeinflussen. So unterscheidet sich etwa die Symptome eines Herzinfarkt bei Frauen deutlich von denjenigen bei Männern.
Für den Nationalrat werden diese geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Schweizer Forschung und der klinischen Routine zu wenig beachtet und berücksichtigt. Dies kann zu falschen Diagnosen und Behandlungen führen.
Nationales Forschungsprogramm
Die grosse Kammer stimmte daher am Donnerstag gegen den Willen der SVP einer Motion zu. Diese verlangt vom Bundesrat, dass er die Forschung in der Gendermedizin fördert – vor allem in Bezug auf Frauen. Konkret soll dieser ein nationales Forschungsprogramm zur Gendermedizin lancieren. Dieses soll den Paradigmenwechsel in der medizinischen Forschung vollziehen und die Forschung zu Gendermedizin voranbringen. Auch soll die Forschung über Krankheiten, die speziell Frauen betreffen, intensiviert werden.
Der Bundesrat sprach sich gegen den Vorstoss aus. Er sieht es nicht als seine Aufgabe, ein solches Programm zu starten. Vielmehr verweist er auf den Grundsatz des Bottom-up-Prinzips: Die Schweizer Forschenden hätten beispielsweise jederzeit die Möglichkeit, beim Schweizerischen Nationalfonds (SNF) oder Innosuisse Mittel für wissenschaftliche Projekte zu beantragen. Nun liegt der Ball beim Ständerat. (abi)