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Frankreichs Liste mit russischen Reichen

Der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire hat angekündigt, dass derzeit Listen von Villen, Jachten und Luxusautos erstellt werden, die Russen gehören, die von den EU-Sanktionen bereits betroffen sind oder es demnächst sein könnten.
Der russische Milliardär Roman Abramowitch muss vorerst nicht um seine Jacht bangen. Sie befindet sich derzeit in der Karibik. (Archivbild)
Bild: KEYSTONE/EPA/SEBASTIEN NOGIER

Diese Listen dürften lang werden, denn die Côte d'Azur ist traditionell ein Tummelplatz reicher Russen. Das begann bereits Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Russen nach den Engländern die französische Mittelmeerküste als Winterresidenz für sich entdeckten.

Die Zarenfamilie verbrachte regelmässig mehrere Monate im Jahr an der Côte d'Azur. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es eine Bahnverbindung zwischen St. Petersburg und Nizza, die häufig von russischen Grossfürsten genutzt wurde.

Zare und Schriftsteller

Russische Schriftsteller wie Nikolai Gogol und Anton Tschechow überwinterten an der Côte d'Azur. Der russische Zar Nikolaus II. liess 1912 in Nizza eine prachtvolle russisch-orthodoxe Kirche bauen, damals die grösste ausserhalb Russlands.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, in dessen Folge einige Geschäftsleute zu sagenhaftem Reichtum gelangten, zog es viele von ihnen an die Côte d'Azur, wo sie pompöse Villen aufkauften oder bauen liessen - mit Vorliebe auf den von Stränden umgebenen Landzungen wie Saint-Jean-Cap-Ferrat, Cap Martin oder Antibes.

Auf der einen Seite das Meer, auf den anderen Berge und Naturschutzgebiete - da bleibt nicht viel Platz für Neubauten. Das bei Wohlhabenden beliebte Monaco versucht gerade mal wieder, sein Staatsgebiet zu erweitern und dem Meer durch Aufschüttungen ein paar Hektar Land abzuringen.

Eine Villa nach der anderen

In Saint-Jean-Cap-Ferrat besass etwa Arkadi Rotenberg, einer der einflussreichsten Unternehmer Russlands, die Villa Shoshana. Im vergangenen Sommer liess er seine Ex-Frau nach Berichten lokaler Medien mit Hilfe privater Sicherheitskräfte aus der Villa hinauswerfen. Sein Bruder Boris wird "der Milliardär von Eze" genannt, nach dem Örtchen auf einem Hügel an der Küste.

Gennadi Timtschenko, ein Vertrauter von Staatschef Wladimir Putin, besitzt seinerseits eine Villa in Lavandou, in der er häufig seine Wochenenden verbringt. Seiner Frau Elena hatte er laut der Zeitschrift "L'Obs" das Fünf-Sterne-Hotel Club de Cavaliere am Cap Nègre geschenkt.

Abramowitsch bisher nicht betroffen

Gegen Boris Rotenberg, dessen Neffen Igor und Timtschenko hatte Grossbritannien bereits am Dienstag vergangener Woche Sanktionen verhängt. Auf der jüngsten EU-Liste stehen sie jedoch nicht. Auch Abramowitsch, der die Vereinsführung des FC Chelsea inzwischen abgegeben hat, ist bislang nicht von den Sanktionen betroffen.

Neben den Villen will Frankreich auch die Jachten reicher Russen in Beschlag nehmen. Zu finden sind diese in Häfen wie Cannes, Saint-Tropez und vor allem in Antibes, am so genannten Kai der Milliardäre. Dort gibt es 18 Plätze für besonders grosse Jachten.

Grösste Jacht der Welt

In Antibes ankerte auch häufig die 162 Meter lange Luxusjacht "Eclipse" von Abramowitsch. Sie galt bis 2013 als grösste Jacht der Welt und hatte unter anderem ein Kino, zwei Hubschrauberlandeplätze und ein eigenes Raketenabwehrsystem.

Nach Medienberichten war die "Eclipse" Ende vergangenen Jahres in Barcelona zur Wartung und befindet sich derzeit in der Karibik. Die Boeing und die Jacht von Abramowitsch wird Frankreich somit voraussichtlich nicht konfiszieren können. (sda/afp)