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Ukraine-Krieg

Flüchtlinge statt Fussballstadion: Auch Zürich erhält ein Containerdorf

Auf dem Zürcher Hardturm-Areal sollen geflüchtete Ukrainerinnen vorübergehend eine Bleibe finden. Nach Kritik am Containerdorf in Bern verspricht die Limmatstadt, internationale Standards einzuhalten.
Gab zu heftiger Kritik Anlass: der Bau des Containerdorfs für Ukraineflüchtlinge in Bern. Zürich will internationale Standards einhalten.
Bild: Bild: Keystone

Nach Bern will auch Zürich ein Containerdorf für Schutzsuchende aus der Ukraine. Wie die Stadt am Montag mitteilte, hat sie ein Gesuch zum Bau einer Übergangswohnsiedlung auf dem Hardturm-Areal für bis zu 320 Personen eingereicht. Besteht dafür Bedarf – und läuft alles nach Plan –, sollen die neuen Wohneinheiten bereits im Frühling bezugsbereit sein.

Im Gespräch mit CH Media betont Sozialvorsteher Raphael Golta, die geplante Unterkunft erfülle «im Vergleich zu anderen Unterbringungen recht hohe Standards» – auch wenn sie in temporärer Bauweise erstellt werde. «Die Leute sollen möglichst angenehm wohnen können. Es sind beispielsweise auch eigene Räumlichkeiten für den Schulunterricht geplant.»

Zur Aufenthaltsdauer der Schutzsuchenden im Containerdorf sagt Golta, dass die Leute «grundsätzlich so lange darin wohnen können, wie es dieses gibt». Die Erfahrung zeige jedoch, dass die Planung in diesem Bereich äusserst schwierig sei. Klar sei einzig, dass für die vom Kanton zugewiesenen 1900 Geflüchteten aktuell genügend Kapazitäten bestünden. Laut Stadt sind gut 70 Prozent der Geflüchteten aus der Ukraine noch immer privat untergebracht. Man wolle aber bereits jetzt Vorsorgemassnahmen treffen, um für einen zusätzlichen Unterbringungsbedarf gerüstet zu sein.

Berner Pioniersiedlung in der Kritik

Bereits vor einem halben Jahr hat Bern als erste Stadt der Schweiz eine extra für Ukraineflüchtlinge erstellte Notunterkunft eröffnet. Dazu sind im Norden der Stadt auf dem Viererfeld Dutzende Container in zwei Stöcken aufeinandergestapelt worden. Darüber wurde ein Zeltdach aufgespannt, wie man es beispielsweise von Turnfesten her kennt. Die Verantwortlichen von Stadt und Kanton Bern priesen das bereits zu Beginn des Ukraine-Kriegs aufgegleiste Containerdorf für bis zu 1000 Schutzsuchende als Pionierprojekt mit Vorbildcharakter.

Doch noch vor dem Einzug der ersten Bewohnerinnen hagelte es Kritik. Die Verhältnisse in Bern sind in der Tat alles andere als luxuriös. Die Wohncontainer beherbergen je bis zu vier Personen und bieten gerade mal 15 Quadratmeter Platz respektive Privatsphäre. In der Folge stellt sich heraus, dass das Containerdorf von einer Grafikerfirma geplant wurde und kein Architekturbüro beteiligt war.

Keine Verzögerung für neues Zürcher Stadion

Betrieben wird das Berner Containerdorf von der Heilsarme. Financier ist der Kanton, der dafür maximal 10 Millionen Franken bereitstellt. Anders in Zürich: Dort würde die Stadt die Übergangswohnsiedlung auf eigenes Risiko erstellen und betreiben, wie Stadtrat Golta sagt. Der Kanton entschädige die Stadt via Abgeltung pro zugewiesenem Schutzsuchenden.

Wie in Bern ist der Standort in Zürich eine Zwischennutzung. Auf dem Hardturm-Areal soll dereinst ein Fussballstadion entstehen, das jedoch durch Einsprachen verzögert wird. Der Betrieb der Unterkunft soll daher maximal so lange dauern, bis die Bauarbeiten für das Stadionprojekt beginnen. Wie die Stadt schreibt, sind die Planungen beider Projekte aufeinander abgestimmt. Sprich: Der Baustart des neuen Stadions soll sich wegen der Unterkunft für Ukraineflüchtlinge «keinesfalls verzögern».

Zug hat Standort festgelegt – Biel und Schwyz in Betrieb

Auch andere Städte wie Zug haben den Bau von Containerdörfern bereits aufgegleist. In der Zentralschweiz haben sich dazu Stadt und Kanton eben auf den Standort geeinigt und entsprechende Module gekauft. Aktuell läuft die Ausführungsplanung. Eröffnet werden soll die für 400 Personen geplante Notunterkunft im kommenden Frühling.

Bereits seit Frühling in Betrieb ist ein Container-Camp in Biel. Anders der Kanton Schwyz: Statt einem ursprünglich geprüften Containerdorf für bis zu 400 Personen hat er im Sommer in Seewen eine provisorische Zeltstadt errichtet. Diese ist auf 100 Personen ausgelegt und kann bei Bedarf um 40 Plätze ausgebaut werden.