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Konjunktur

ETH-Ökonom rechnet mit hartem Winter für die Schweiz

Stagnierende Wirtschaft und steigende Inflation: ETH-Ökonom Jan-Egbert Sturm prognostiziert für die Schweiz einen strengen Winter. Allerdings sei die Schweiz widerstandsfähig.

KOF-Direktor Jan-Egbert Sturm befürchtet, dass die Schweizer Wirtschaft stagnieren wird. (Archivbild)
Bild: Keystone

Der kommende Winter wird kein normaler Winter sein. «Die Schweizer Wirtschaft wird stagnieren», sagte Jan-Egbert Sturm in einem Interview mit dem «SonntagsBlick». Auch die Teuerung werde so schnell nicht zurückgehen. «Bis im Frühling rechne ich aufgrund der steigenden Strompreise mit Inflationsraten von bis zu 3,5 Prozent. Danach sollte sich die Lage beruhigen», sagte der Direktor der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich.

Vieles hängt laut Sturm von der Energieversorgung ab. «Wenn Putin weiterhin am Gashahn dreht und auf europäischem Boden nicht mehr genügend Strom produziert wird, dürfte uns die Teuerung weiterhin konjunkturell belasten.» Auch die Wartungsarbeiten bei den Atomkraftwerken in Frankreich hätten einen Einfluss.

Politische Risiken erhöhen sich

Bezüglich Weltwirtschaft beobachtet Sturm «eine Blockbildung in ausgeprägtem Masse». Dies erhöhe die politischen Risiken für Unternehmen und veranlasse sie, sich neu zu orientieren. «Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass es in Zukunft weniger internationalen Handel gibt – er wird nur teilweise zwischen einer kleineren Gruppe von Ländern stattfinden», sagte er.

Dass Deutschland als wichtigster Handelspartner der Schweiz in eine Rezession rutscht, bedeute für die Schweiz vor allem weniger Handel. «Wenn die deutsche Autoindustrie hustet, erkälten sich auch die hiesigen Zulieferer», sagte er. Gleichzeitig profitierten die Schweizer Unternehmen vom Umbruch in der Autoindustrie. «Etwas stärker leiden werden Unternehmen, die Investitionsgüter herstellen.» Sturm denkt dabei etwa an die Maschinenindustrie.

Grosse Sorgen um die Schweizer Wirtschaft macht sich Sturm jedoch nicht und bescheinigt der Schweiz, widerstandsfähig zu sein. Resilienz entstehe durch stabile politische Institutionen, eine gesunde Gesellschaft und eine florierende Wirtschaft. «All das kann die Schweiz auf sich vereinen.» Sie produziere vornehmlich Güter im Luxussegment. Die Qualität bei Service und Dienstleistung stimme. «Zudem sind wir zuverlässige Partner.» (abi)