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Stromknappheit

Energiefresser Jet d'eau: Jetzt wird der Betrieb der Genfer Superfontäne reduziert

Weil der Wasserstrahl so viel Strom wie 1000 Haushalte benötigt, gerät das Wahrzeichen der Stadt ins Visier der Energiesparbemühungen. Das sorgt auch für kritische Reaktionen.

Der Jet d'eau wird diesen Winter seltener zu sehen sein.
Bild: Bild: Valentin Flauraud / Keystone

Er lockt Touristen in Scharen an und erfüllt die Genferinnen mit Stolz: Der Jet d'eau ist ohne Frage das Wahrzeichen der Rhone-Stadt. Rund 140 Meter schiesst das Wasser aus dem Genfersee in die Höhe – und dies jeden Tag.

Für den Wasserstrahl mit einer Geschwindigkeit von 200 km/h ist indes auch gehörig Energie erforderlich. Ungefähr drei Gigawattstunden Strom pro Jahr benötigt die Fontäne laut Angaben der Betreiberin, der Industriefirma SIG. Das entspricht dem jährlichen Energieverbrauch von 1000 durchschnittlichen Genfer Haushalten.

Kein Wunder also, dass der Jet d'eau aufgrund des drohenden Strommangels nun ins Visier der Energiesparbemühungen gerät. Wie die Tageszeitung «Le Temps» am Dienstag berichtete, plant die Genfer Kantonsregierung die Betriebszeiten der Fontäne diesen Winter einzuschränken.

«Wir haben die Frage des Jet d’eau tatsächlich auf den Tisch gebracht, denn sein Verbrauch ist nicht unerheblich», bestätigte der zuständige grüne Staatsrat Antonio Hodgers. Dabei habe man sich auf eine Reduktion der Betriebszeiten – im Winter läuft der Wasserstrahl für gewöhnlich von 10 bis 16 Uhr – geeinigt. Die genauen Modalitäten werden nun von der Betreiber-Firma ausgearbeitet.

«Gab es keine weniger symbolische Massnahme?»

Dass das Wahrzeichen von Genf in nächster Zeit seltener zu sehen sein wird, kommt nicht überall gut an. So meinte Vincent Subilia, Generaldirektor der kantonalen Industrie- und Handelskammer, gegenüber «Le Temps»:

«Alle müssen sich anstrengen, und mit dieser Anstrengung können wir leben. Aber gab es keine weniger symbolische Massnahme als den teilweisen Verzicht auf das Aushängeschild des Kantons?»

Immerhin: Die Genferinnen und Genfer dürften sich mittlerweile daran gewöhnt haben, phasenweise auf den Jet d'eau verzichten zu müssen. Denn wegen der Coronapandemie wurde die Fontäne im Frühling und Herbst 2020 insgesamt 92 Tage komplett ausser Betrieb genommen – als Signal an die Bevölkerung, damit die sozialen Kontakte eingeschränkt werden.

Derweil werden Brunnen auch andernorts in der Schweiz zum Ziel von Energiesparbemühungen. Die Stadt Zürich hat jüngst angekündigt, einen Viertel ihrer 1200 Brunnen trocken zu legen. So können bis zu 300'000 Kilowattstunden im Jahr eingespart werden, was dem durchschnittlichen Jahresverbrauch von rund 200 Zweipersonenhaushalten in Zürich entspricht.