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Medien

Die Jobrotation als Modell

Bei «20 Minuten» wechseln der Chefredaktor und seine Stellvertreterin die Positionen. Das Beispiel allseits nützlicher Frauenförderung könnte Schule machen.

Gaudenz Looser und Désirée Pomper.
Bild: Christoph Ruckstuhl, 20 Minuten

Die Jobrotation ist eine Erfindung in Folge der industriellen Fliessbandarbeit. Um die Monotonie zu durchbrechen und die Produktivität hochzuhalten, wechseln die Werktätigen im festgelegten Intervall zur nächsten Maschine.

Die simple Maximierung der Arbeitskraft ist allerdings von gestern. Heute ist Jobrotation ein Mittel des Job-Enrichments. Im Job-Shadowing verfolgen Neulinge als Schatten erfahrene Hasen im Geschäft. Im Job-Visiting werden Teilbereiche eines Aufgabengebiets einer Drittperson anvertraut. Beim Job-Swapping tauschen zwei Mitarbeitende ihre Stelle – und damit kommen wir zu «20 Minuten».

Bei der Gratiszeitung wird der Chefredaktor Gaudenz Looser von seiner Stellvertreterin Désirée Pomper abgelöst und umgekehrt. Es ist dies, um in der Sprache der Human-Recourses zu bleiben, eine Win-win-win-Situation.

Ein Gewinn ist es für die neue Chefredaktorin, für die überraschend ein Chefstuhl frei wird, der noch bis vor kurzem als langfristig besetzt galt. Ein Gewinn ist es für den bisherigen Chefredaktor, dessen Führungsstil – gelinde gesagt – als umstritten gilt und der sich nun als Frauenförderer aus der Schusslinie nimmt. Ein Gewinn ist der Wechsel schliesslich für den Verleger Pietro Supino, der sich bisher schwer getan hat mit der Frauenförderung und seinem Unternehmen gerne ein jüngeres und weiblicheres Image verpassen würde.

Ein Fortschritt ist zu erkennen: Die Jobrotation, die Frauen an die Spitze bringt –, um die Profitabilität hochzuhalten.