notifications
Schweiz - Tunesien

Deza setzt in Tunesien auf die Jugend

Die Schweiz richtet die Entwicklungszusammenarbeit in Tunesien verstärkt auf die Jugend aus. "Die jungen Leute haben die Revolution 2011 gemacht, und sie sind die Mehrheit der Bevölkerung", sagte Romain Darbellay, Deza-Direktor in Tunesien, zu Keystone-SDA.
Die Schweiz richtet die Entwicklungszusammenarbeit in Tunesien verstärkt auf die Jugend aus. Die Jungen würden auch zu einem Teil der Lösungen beitragen. (Themenbild)
Bild: KEYSTONE/EPA/MIKE NELSON

Die Jungen würden auch zu einem Teil der Lösungen beitragen. Zudem will die Schweiz die tunesischen Randregionen wirtschaftlich fördern. Seit den Lokalwahlen im vergangenen Mai in dem Land hat die Schweizer Entwicklungszusammenarbeit, für die dort jedes Jahr 20 Millionen Franken investiert werden, erstmals seit der Revolution gewählte Ansprechpartner im Landesinnern.

"Zuvor haben wir zwar auf lokaler Ebene gearbeitet, aber da es keine gewählten Lokalbehörden gab, hatten wir mit nationalen Beamten zu tun, die für die Verwaltung der Regionen zuständig waren", sagte der Leiter der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) in Tunesien, im Gespräch weiter.

Das habe es erschwert, die Projekte möglichst nahe zur Bevölkerung zu bringen. Aufgrund der fehlenden gewählten Lokalbehörden hatte die Deza oft mit Nichtregierungsorganisationen zusammengearbeitet, die jedoch nur sich selbst gegenüber verantwortlich sind.

Die Schweizer Entwicklungszusammenarbeit ist seit 2011 in den seit Jahrzehnten vernachlässigten tunesischen Regionen des Landesinnern tätig. Unter anderem hat sie in der südwestlichen Provinz Kasserine 3000 Familien mit fliessendem Wasser versorgt.

Erfolgreiche Wahlen

Im Zuge des demokratischen Übergangs Tunesiens hat sich die Schweiz seit 2011 auch bei den Wahlen engagiert. So hat sie die unabhängige Wahlbehörde ISIE (Instance Supérieure Indépendante pour les Elections) unterstützt, etwa mit der Ausbildung von Personal und bei der Vorbereitung von Handbüchern für den Ablauf der Wahlen.

Dass die Resultate der bisherigen Parlaments- und Präsidentschaftswahlen im Oktober 2011 sowie 2014 und jetzt auch bei den im Frühjahr stattgefundenen Lokalwahlen weder von den Parteien noch von der Zivilgesellschaft angefochten wurden, ist für Darbellay ein Erfolg, auf den auch die Schweiz stolz sein kann.

Junge Lokalpolitiker

Bei den Kommunalwahlen haben sich viele junge Leute engagiert. 38 Prozent der gewählten Lokalpolitikerinnen und -politiker sind jünger als 35 Jahre. Und ein Drittel der neuen Lokalpolitiker in den 350 Gemeinden wurde auf parteiunabhängigen Listen gewählt.

"Die Lokalpolitiker haben ein Interesse daran, ihre Region zu entwickeln", sagte Darbellay. Die Schweiz unterstützt die neuen Kommunalbehörden sowie junge Staatsbürgerinnen und -bürger unter anderem beim Management der Gemeindebudgets.

Es geht dabei auch darum zu entscheiden, wofür Geld eingesetzt werden soll. Dazu zählt, die Bevölkerungsgruppen anzuhören und mit verschiedenen Interessengruppen zu verhandeln. "Das erlaubt es, Entscheide zu treffen, die besser mit den Wünschen der Bevölkerung übereinstimmen", sagte Darbellay.

Jobs für Randregionen

Auf wirtschaftlicher Ebene will sich die Schweiz künftig vermehrt in den "Hohen Steppen", dem Berggebiet nahe der algerischen Grenze, engagieren und Projekte fördern, die eine ökonomische Perspektive für die Bewohner bieten. In diesen vernachlässigten Regionen arbeiten viele Menschen in der informellen Wirtschaft, sind schlecht bezahlt und haben keine Krankenkasse.

Die Schweiz will in der Steppenregion lokale Dienstleistungen wie Schulbusse oder die Verwertung von Marmorabfällen und die Modernisierung von Bauarbeiten unterstützen. "Wenn die Einwohner etwa mit dem legalen Warentransport in der Region ein besseres Einkommen und soziale Dienstleistungen haben, werden sie weniger versucht sein, sich auf gefährliche Wege zu begeben wie Warenschmuggel zu betreiben oder irregulär auszuwandern", sagte Darbellay.

In dem ebenfalls vom Staat während Jahrzehnten vernachlässigten Süden des Landes unterstützt die Schweiz bereits den alternativen Tourismus. So hat sie in der Region Dahar die Schaffung einer Destination Management Organization gefördert. Mehrere Dutzend Hoteliers, Restaurantbetreiber und Reiseführer in dem Gebiet zwischen Tataouine und Matmata können damit ihr Gästehaus und weitere tourismusbezogene Dienstleistungen vereinfacht anbieten.

Die Region, in der Szenen für einen "Star Wars"-Film gedreht wurden, ist bekannt für ihre in den Fels gebauten höhlenartigen Wohnungen. (sda)