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Medizin

Der tiefe Fall einer Start-up-Managerin

Die Gründerin des gescheiterten Bluttest-Start-ups Theranos, Elizabeth Holmes, hat sich nach Betrugsvorwürfen mit der US-Börsenaufsicht SEC geeinigt. Sie muss eine zivilrechtliche Geldstrafe 500'000 Dollar zahlen.
Elizabet Holmes: Die heute 34-jährige Gründerin des gescheiterten Bluttest-Start-ups wurde auf Magazin-Covern und Konferenzen als Self-Made-Milliardärin gefeiert. (Archiv)
Bild: Keystone/AP/JEFF CHIU

Holmes willigte ausserdem ein, zehn Jahre lang keine Managerpositionen in börsenkotierten Unternehmen zu bekleiden und ihre Kontrolle über Theranos aufzugeben.

Holmes und die Firma gestanden bei dem Vergleich mit der SEC allerdings keine Schuld ein. Die SEC warf Holmes und dem früheren Top-Manager Ramesh "Sunny" Balwani vor, durch jahrelanges betrügerisches Handeln mehr als 700 Millionen Dollar von Investoren eingenommen zu haben.

Balwani ging keine Einigung mit der SEC ein, und die Börsenaufsicht will gegen ihn vor Gericht ziehen, wie sie am Mittwoch mitteilte. Auch Holmes könnte allerdings noch weitere Probleme bekommen: Gegen sie liefen zuvor noch Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in San Francisco, deren Stand unklar ist.

Theranos hatte versprochen, Bluttests zu revolutionieren, weil mit der Technologie des Start-ups für Proben nur wenige Tropfen genügten. In einer der Finanzierungsrunden wurde die geheimniskrämerische Firma mit rund neun Milliarden Dollar bewertet. Damit war Holmes zumindest auf dem Papier rund 4,5 Milliarden Dollar schwer.

Gefeiert als Star

Die heute 34-jährige Gründerin und Chefin wurde auf Magazin-Covern und Konferenzen als erfolgreiche Self-Made-Milliardärin gefeiert. Die Story von der Visionärin, die mit 19 ein Studium in Stanford abbrach, um die Welt zu verbessern, verkaufte sich gut.

Die Erfolgsgeschichte platzte jedoch nach einem Bericht im "Wall Street Journal", in dem es unter Berufung auf frühere Mitarbeiter hiess, die Technologie von Theranos funktioniere nicht so recht und das Unternehmen habe für Blutproben oft konventionelle Geräte anderer Hersteller eingesetzt.

Theranos wies dies erst zurück und drohte der Zeitung mit Klagen. Doch der Artikel von Oktober 2015 löste Untersuchungen aus, nach denen Theranos Lizenzen und Labor-Deals verlor und praktisch zusammenbrach.

Falsche Versprechen

Die SEC veröffentlichte ihre Betrugsvorwürfe gegen Holmes zum ersten Mal in einer Klage am Mittwoch, zusammen mit der Bekanntgabe des Vergleichs. So habe sie Geldgebern erzählt, mobile Geräte der Firma würden in Kampfeinsätzen in Afghanistan sowie in Rettungshelikoptern des Militärs eingesetzt. Das stimmte jedoch nicht.

Den Investoren sei auch ein Umsatz von 100 Millionen Dollar im Jahr 2014 in Aussicht gestellt worden. Tatsächlich habe Theranos in dem Jahr weniger als 100'000 Dollar eingenommen.

Theranos habe den Geldgebern vor dem Einstieg Bluttests vorgeführt und sie seien dabei in dem Glauben gelassen worden, dass die auf Geräten der Firma erstellt worden seien. Tatsächlich sei dafür aber grösstenteils Technik anderer Anbieter verwendet worden.

Insgesamt hätten nur 12 der von der Firma angebotenen Bluttest-Varianten auf den eigenen Maschinen durchgeführt werden können. Die Ergebnisse waren zudem so unzuverlässig, dass Theranos sie nachträglich in grossem Stil annullieren musste.

Medienmogul verliert Millionen

Unter den Geldgebern von Theranos war auch der Besitzer des "Wall Street Journal", Rupert Murdoch, der als Folge der Enthüllungen rund 100 Millionen Dollar verloren haben soll.

Der Verwaltungsrat der Firma war arm an Medizinexperten, aber gut gefüllt mit einflussreichen Figuren aus Washington wie die Ex-Aussenminister Henry Kissinger und George Shultz sowie der heutige Verteidigungsminister James Mattis. Der Enkel von Shultz, der über seinen Grossvater einen Job bei Theranos bekam, entdeckte schnell Unstimmigkeiten und wurde zu einem zentralen Informanten der Zeitung und der Behörden. (sda/dpa)