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Grossbritannien

Der Kapitalismus hat Liz Truss abgewählt: Eine Warnung an alle Politiker

Die britische Premierministerin Liz Truss glaubt an den Kräfte des Marktes. Just diese zwangen sie zum Rücktritt. In Krisenzeiten sind keine Ideologen gefragt, sondern führungsstarke Realisten.

Wie man ein Land nicht führt: Die einflussreiche Wirtschaftszeitschrift «Economist »sah Truss auf falschem Kurs.
Bild: Economist

Es ist höhere Ironie, dass Liz Truss über ihre Steuersenkungen gestolpert ist. Die Mitglieder ihrer konservativen Partei hatten sie doch genau deswegen gewählt. Truss’ Credo lautete: Werden Firmen und Reiche radikal entlastet, investieren sie mehr, was die Wirtschaft erblühen lässt. Es waren die alten neokonservativen Rezepte von Margaret Thatcher und Ronald Reagan, die voll auf die Kräfte des Marktes setzten.

Truss ist marktgläubig, nun hat sie die Macht der Märkte am eigenen Leib erfahren. Als sie vor drei Wochen ihre Steuerpläne bekannt gab, krachte das britische Pfund zusammen, während die Zinsen in die Höhe schossen. Die Notenbank musste intervenieren, um die Finanzmärkte – ja Grossbritannien insgesamt – zu stabilisieren.

In diesem Moment war Truss’ Schicksal besiegelt. Der Kapitalismus hatte sie abgewählt. Er liess Truss wissen, was Ökonomen seit langem sagen: Thatcherismus und Reaganomics funktionieren in einer Welt zunehmender Ungleichheiten, hoher Schuldenlast und galoppierender Inflation nicht mehr. Gestern, nach nur 44 Tagen im Amt, hat Truss diese Realität anerkannt und ist zurückgetreten.

Ihr Scheitern ist eine Lehre für alle Politiker, die Dogmen über Fakten und die Wissenschaft stellen. Man sah es schon in der Coronakrise: Wer die Wirklichkeit leugnet, wird von ihr brutal eingeholt. In Krisenzeiten sind keine Ideologen gefragt, sondern führungsstarke Realisten.