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Social Media

Der Bundesrat ist auf Instagram und misst sich dort mit einem Ei und Katzenvideos

Als wohl eine der letzte Regierungen weltweit ist nun auch der Bundesrat auf Social Media vertreten. Damit sollen «junge Menschen» angesprochen werden. Der erste Post lässt auch ältere Semester etwas ratlos zurück.

Was genau Karin Keller-Sutter hier Alain Berset zeigt, ist nicht bekannt. Sicher ist: Ab heute ist der Bundesrat auch auf Instagram präsent.
Bild: Keystone

Es ist kein Katzenvideo: Der Bundesrat ist jetzt auch auf Instagram. Zusammen mit rund vier Millionen Schweizerinnen und Schweizern ist nun auch die Landesregierung präsent. Und als ersten Knaller auf der Foto- und Videoplattform hat sich das grosszügig ausgebaute Social-Media-Team ein Video zusammengeschnitten. Dabei sieht man die Magistraten unter anderem beim Telefonieren (Maurer), Hände schütteln (Parmelin, Berset) und wichtig Herumlaufen (Cassis). Dazu klimpert ein Klavier und allerlei Streicher sorgen für den Pathos. Aha.

«Achtung: Das ist wichtig», will alles an diesem 55-sekündigen Video sagen. «Energie, Klima, Europa, Gesundheit, Altersvorsorge, Sicherheit – zu diesen und vielen anderen Themen fällt der Bundesrat Woche für Woche Entscheide, die das Leben in der Schweiz verändern», heisst es bedeutungsschwanger in der Beschreibung dazu. Bevor sogar noch ein freches Smiley den Leserinnen und Lesern entgegen zwinkert. «Folgen Sie uns, um nichts zu verpassen.»

Vorläufig nur auf Instagram

Die Notwendigkeit des Schrittes nun auch auf Instagram zu posten, begründet der Bundesrat unter anderem damit, dass «schon 2018 über 80 Prozent der in der UNO vertretenen Regierungen auf Instagram» waren. Richtig gelesen: Die Schweizer Regierung bezieht sich tatsächlich auf eine fünf Jahre alte Studie, wonach schon dazumal alle anderen mitgemacht haben. Aber vielleicht galt damals noch eine Social-Media-Neutralität in der Schweiz: Entweder auf allen Plattformen oder auf gar keiner – auf Facebook postet die Landesregierung auch weiterhin nichts. Und schon gar keine Katzenvideos.

Bundesrat Berset begrüsst den offiziellen Bundesrats-Account auf Instagram.
Bild: Keystone

Doch noch eine Katze zu sehen gibt es dann immerhin im Begrüssungspost von Alain Berset. Der SP-Bundesrat postet in seiner Insta-Story ein Schwarzweissbild von einer angegrauten Männergruppe, von denen einer scheinbar locker über einen Zaun hüpft. Dazu applaudieren (farbige) Meme-Figuren. Der nicht uneitle Fribourger ist selbstverständlich schon längst auf Instagram unterwegs (respektable 118'000 Follower). Auch die Kolleginnen Sommaruga (34'6000 Follower), Cassis (16'000 Follower) und Parmelin (9000 Follower) geben immer mal wieder Einblick in ihr Arbeitsleben (ganz selten auch mal in etwas privatere Gefilde).

Was genau der offizielle Bundesrats-Account dann auch tatsächlich bezwecken will, geht auch aus der offiziellen Medienmitteilung nicht genau hervor. «Die sachorientierte Kommunikation soll kanalgerecht erfolgen, also audiovisuell, attraktiv und interaktiv», lässt die Bundeskanzlei im besten Werbe-Agentur-Sprech vermelden. Zielgruppe seien übrigens «die Jungen». Ob diese tatsächlich «sachorientiert» und «kanalgerecht» informiert werden will, muss sich zeigen. Das fetzige Bundesratsvideo (ganz korrekt ist ein Reel, aber das sei hier nur aus «sachorientierten» Gründen erwähnt) wurde innert den ersten zwei Stunden immerhin bereits 6000 mal abgespielt.

Das klingt jetzt vielleicht nach ziemlich viel. In der Like-getriebenen Social-Media-Welt sind das aber bestenfalls Brosamen. Eines der erfolgreichsten Bilder auf Instagram ist übrigens das Bild von einem Ei. Das einzige Ziel des Posters war es, zu sehen, ob man tatsächlich einen neuen Like-Rekord aufstellen könnte (Spoiler: Es hat mit über 56 Millionen virtuellen Herzchen geklappt). Ziemlich sicher nicht «sachorientiert» aber dafür ziemlich sicher «kanalgerecht». Wir warten gespannt auf die weitere Klick-Booster aus der Bundesküche.