Mit Lichtshow und sogar einigen Feuereffekten startete die FDP am Samstag in Burgdorf in das Wahljahr. An ihrer Delegiertenversammlung – exakt 365 Tage vor den nationalen Erneuerungswahlen – gaben sich die Liberalen selbstbewusst. «Die FDP war und wird auch künftig die prägendste Kraft in diesem Land sein», sagte ihr Präsident Thierry Burkart. Das «liberale Feuer» brenne «lichterloh», so Burkart. Gerade in der Energiekrise habe seine Partei frühzeitig «klare Kante gezeigt» und Lösungen präsentiert.
Es brauche bei der Stromversorgung «mehr Realitätssinn und weniger Traumtänzerei». Die nun drohende Energiemangellage sei «ein Politversagen erster Güte». Zu oft seien «ideologisches Wunschdenken» für die Linken wichtiger gewesen, als die Versorgungssicherheit. Die SVP kritisierte er für ihre Auslegung der Neutralität unseres Landes im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg. Einen richtig guten Job, so Burkart, mache eigentlich nur die FDP.
«Prozentual zulegen und die SP überholen, das ist unser grosses Ziel», so Burkart. Dafür brauche es aber den Kampf der «liberalen Familie» und «zwar auf der Strasse, am Stammtisch, aber auch auf Social Media». Bei den letzten Wahlen 2019 erreichte die FDP 15,1 Prozent, die SP 16,8 Prozent.
Grünliberale wollen in den Bundesrat
Bei den Grünliberalen peilen die Verantwortlichen die 10-Prozent an, wie ihr Präsident Jürg Grossen an einer digitalen Delegiertenversammlung vom Samstag sagte: «Diese Grenze wollen wir knacken», so Grossen. 2019 kam die GLP auf 7,8 Prozent. Die Fraktion im Nationalrat müsse grösser werden und auch in den Ständerat wolle die Partei wieder einziehen. «Und wenn wir das schaffen, wollen wir auch in den Bundesrat», untermauerte Grossen die Ambitionen der GLP auf einen Sitz in der Regierung.
Er stellte die Energiepolitik in den Vordergrund. Das Duschen zu zweit sei keine Lösung und auch nicht die Rückkehr zu AKWs und Gaskraftwerken. «Das ist doch keine Vorwärtsstrategie für die Schweiz. Wir leben im 21. Jahrhundert», sagte Grossen. Die Schweiz brauche die Versorgungssicherheit und zwar aus erneuerbaren Energien. Die Schweiz solle «zu einem globalen Leuchtturm für Nachhaltigkeit und einer Pionierin in der Energiewende» werden, so der Präsident der Grünliberalen.
Glättli: «Bundesrat erinnert mich an einen Vogel Strauss»
«Zukunftsfähige Lösungen» wollen auch die Grünen, die ebenfalls am Samstag ihre Delegiertenversammlung abhielten. «Wir sind bereit den politischen Gegner und Gegnerinnen für Kompromisse Hand zu bieten», sagte Präsident Balthasar Glättli. In naher Zukunft sehen sich die Grünen auch im Bundesrat, auch wenn sie bei der Erneuerungswahl für Ueli Maurer auf eine eigene Kandidatur verzichten. Sollte die Partei bei den Wahlen punkten können, sieht Glättli «reelle Chancen» auf einen Einsitz in der Regierung.
«Wir haben bewiesen, dass wir für all das bereit sind», sagte Glättli. Besonders kritisierte er in seiner Rede die SVP, die nur Probleme bewirtschafte, die sie selber mitverursacht hat. Auch mit dem aktuellen Bundesrat ging er hart ins Gericht. Dieser erinnere ihn an einen Vogel Strauss: «Den Kopf so lange in den Sand stecken, bis man ihn nicht mehr rausbringt. Hoffen, dass sich die Probleme in Luft auflösen, wenn man nicht hinschaut.»