notifications
Reaktionen zum Credit-Suisse-Umbau

«Abbau von 9000 Stellen ist nötig» CS-Kader erklärt sich ++ Aktie fällt immer tiefer ++ In der Schweiz werden 2000 Jobs gestrichen ++ So erklärt Präsident Lehmann die neue Strategie

Die Credit Suisse baut massiv um: 9000 Stellen fallen bis Ende 2025 weg, die Investmentbank wird massiv verkleinert und es kommt zu einer Aktienkapitalerhöhung. Wie die Börse, das Bankpersonal und die Medien reagieren, lesen Sie hier im CS-Ticker.

Nach turbulenten Monaten erhält die Credit Suisse eine neue Strategie. Nun ist klar, wie diese aussieht. Und die Reaktionen fallen gemischt aus.
Bild: Keystone

Weniger Personal, kleinere Investmentbank und neues Aktienkapital – so will die CS wieder Tritt fassen

Wie seit Monaten angekündigt hat die Führung der Credit Suisse am Donnerstag über die neue Strategie der Grossbank informiert. Ziel soll laut Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann eine «stärkere, widerstandsfähigere und effizientere Bank» sein. Erreicht werden soll dies mit einem tiefgreifenden Konzernumbau:

Bis 2025 sollen die Kosten der Bank um 2,5 auf 14,5 Milliarden Franken sinken.

Im selben Zeitraum ist weltweit ein Abbau von 9000 Vollzeitstellen geplant – 2700 davon dieses Jahr. In der Schweiz werden total 2000 von 16'000 Jobs gekürzt .

Zudem soll das Aktienkapital um 4 Milliarden Franken erhöht werden. Namentlich die Saudische Nationalbank ist bereit, sich mit 1,5 Milliarden zusätzlich zu beteiligen.

Die Investmentbank wird massiv reduziert und teils in die wieder zu gründende Credit Suisse First Boston ausgelagert.

Um Altlasten abzuwickeln wird eine Bad Bank eingerichtet.

15:13 Uhr

CS-Führungsduo nimmt Stellung zum Stellenabbau

Die Credit Suisse streicht auch in der Schweiz viele Arbeitsplätze: ungefähr 2000 sollen abgebaut werden. Darüber berichtet heute als erstes das Schweizer Fernsehen, später wurde diese Zahl an einer Medienkonferenz bestätigt durch das CS-Führungsduo von Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann und CEO Ulrich Körner. Insgesamt wird die CS global rund 9000 Stellen abbauen. Lehmann wie Körner drückten wiederholt ihr Bedauern darüber aus, dass man bald «weniger Kollegen» haben werde.

Und das Duo versuchte insofern zu beruhigen, als dass ein grosser Teil des Abbaus über die natürliche Fluktuation bewerkstelligt wird. Damit ist gemeint, dass Personal von sich aus kündigt, wie in normalen Zeiten auch, und deren Stellen nicht neu besetzt werden. Ungefähr die Hälfte des gesamten Stellenabbaus werde auf diese Weise geschehen. Zugleich liess CEO Körner jedoch auch keine Zweifel an der Notwendigkeit des Stellenabbaus:

«Der Abbau von 9000 Stellen ist nötig, um die verbleibenden 43000 Stellen retten zu können.»

Aus Schweizer Sicht mag der Stellenabbau besonders störend wirken. Immerhin laufen die Geschäfte hierzulande gut, die Swiss Bank liefert zuverlässig Gewinne ab. Warum dann der Abbau? Der vermeintliche Widerspruch löst sich dadurch auf, dass in der Schweiz auch viele Arbeitsplätze angesiedelt sind, welche das Gesamtgeschäft im Ausland unterstützen. Ein Abbau im Ausland zieht darum auch einen Abbau bei diesen unterstützenden Funktionen in der Schweiz nach sich. Hier werden die Stellen weggespart, nicht im eigentlichen Schweizer Geschäft.

11:57 Uhr

Donnerstag, 24. Oktober

Erste Kommentare und Analysen: Viele offene Fragen und vereinzelt Lob von Medien

Von der Börse gab es am Donnerstagvormittag ein vernichtendes Urteil zur Neuausrichtung der Credit Suisse: Bis zu 15 Prozent ist der Kurs der Bank-Aktie zwischenzeitlich abgesackt. Daran dürfte die Konzernspitze keine Freude haben. Denn auch nach deren Auftritt vor Investoren am Vormittag in London verharrte die CS-Aktie im zweistelligen Minus-Bereich.

Lob für die angepasste Strategie erhält die Chefetage dafür von der NZZ: «Ein erster, mutiger Schritt auf dem Weg zurück – aber noch nicht mehr» überschreibt die Zeitung online ihren Kommentar. Zu begrüssen sei, dass sich die Schweizer Grossbank vom Anspruch verabschiede, eine weltweit führende Investmentbank zu sein. Fazit:

«Endlich hört die CS-Spitze auf, die Probleme der Bank kleinzureden.»

Zu einem anderen Schluss kommen derweil die Tamedia-Zeitungen: «Der Plan der CS ist zu knapp kalkuliert» , titeln sie. Strategisch gehe die Bank mit dem drastischen Rückbau der Investmentbank zwar «ohne Zweifel in die richtige Richtung».

Doch werde dies nicht ausreichen, mahnen «Tages-Anzeiger» & Co. mit Verweis auf Ausführungen der Bank zum Ergebnis des 3. Quartals vom Donnerstag, wonach «Liquiditätsthemen» bereits akut seien. Die Analyse kommt sodann zum Schluss, die neuen Mittel aus der Aktienaufstockung würden noch vor Ende der Umbauphase bereits wieder aufgebraucht sein.

«Management-Chaos», «neue Pflöcke», UBS ...

Die Finanzagentur Bloomberg analysiert derweil in einem Bericht: «Der Umbau ist der bisher drastischste Versuch, die Credit Suisse zu sanieren, nachdem eine Verlustserie und Management-Chaos ihren Status als eines der angesehensten Kreditinstitute Europas erschüttert haben.»

Kritischer beurteilt Cash.ch in einer ersten Einschätzung den beschlossenen Neustart der CS-Führung. So schreibt das Portal zwar anerkennend:

«Das Management der Credit Suisse hat versucht, neue Pflöcke einzuschlagen.»

Doch lasse sich das Anlegervertrauen in die Bank nicht per Knopfdruck herstellen. Vor genau zehn Jahren habe die heimische Konkurrentin UBS ebenfalls versucht, nach einer Strategieanpassung zu einer der wichtigsten Banken der Welt für Reiche zu werden. Doch durch die Verkleinerung der Investmentbank habe die UBS Know-how und Einnahmen verloren. Fazit: Die Schweizer Konkurrentin, die der Credit Suisse beim Umbau zehn Jahres voraus sei, kämpfe bis heute damit, besser zu werden.

Stiehlt sich die Schweiz aus der Verantwortung?

Kritisch beurteilt auch finews.ch die gewählte Neuausrichtung. Allerdings aus etwas anderer Perspektive: «Dass die ‹Schweiz AG›, Bund und Behörden sich aufs Zuschauen beschränken, ist sträflich», kommentiert das Branchenportal. Alle diese Stellen hätten der Misere bei der CS über Monate zugeschaut und hüllten sich auch am Tag der Neuausrichtung in Schweigen, moniert finews.ch. Doch: «Bei der CS hat dies beinahe schon System», verweist das Portal auf die UBS-Rettung 2008 durch den Staat.

Auf die jüngere Geschichte verweist in einem ersten Kommentar auch CH Media (wozu dieses Portal ebenfalls gehört). Fazit:

«Wieder einmal probiert die Credit Suisse einen Neustart, wieder einmal verspricht sie sehr viel.»

In der Analyse wird daran erinnert, dass die Credit Suisse ebenfalls in der Finanzkrise bereits versprochen hatte, sich breiter aufstellen zu wollen. Dies um so die Risiken zu minimieren.

Die «Handelszeitung» wiederum begrüsst die Leserschaft am Mittag mit einer frech aufgemachten Bildmontage der CS-Spitze und den Worten «Salam alaikum, CS!»:

Mit dieser Fotomontage der CS-Chefs begrüsst die «Handelszeitung» am Donnerstag ihre Leserinnen und Leser im Newsletter am Mittag.
Bild: Screenshot / «Handelszeitung»

In der Analyse (Titel: «Jetzt geht es ums Ganze» ) kommt das Finanzblatt dann zum Schluss, was vor Monaten als strategische Überprüfung angekündigt worden ist, sei inzwischen ein «Umbau an allen Ecken und Enden, und zwar unter höchstem Handlungsdruck». Dabei steckt die Credit Suisse laut «Handelszeitung» mit den Entscheiden vom Donnerstag erst am Anfang: «Eine Herkulesaufgabe – und eine Schicksalsfrage.»

Dass die Credit Suisse an einem kritischen Punkt stehe, haben am Donnerstag im Übrigen auch Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann und CEO Ulrich Körner selber mehrfach gesagt. Wie kritisch die Situation für die Schweizer Grossbank sei, bringt der britische «Economist» derweil so auf den Punkt: «Die Credit Suisse stellt ihren Überlebensplan vor» titelt das britische Wochenmagazin in seiner Online-Ausgabe. (sat)

11:23 Uhr

dONNERSTAG, 24. oKTOBER

Investmentbank «seit langer Zeit keine Werte mehr geschaffen»

Überhaupt nimmt die CS-Spitze vor den Investoren kein Blatt vor den Mund. Sie hat offensichtlich keine Lust, die jüngere Vergangenheit der Bank schön zu reden. So sagte etwa CEO Ulrich Körner, die Investmentbank habe «schon seit langer Zeit keine Werte mehr geschaffen.» Auch sagte der CS-Chef, die Credit Suisse müsse nun das «Vertrauen wieder herstellen», sie müsse «ihren guten Namen wiederbeleben».

Doch die Transformation bedeutet laut Körner leider auch: «weniger Kollegen» – also einen Personalabbau. «Wir werden das primär über natürliche Fluktuationen machen und auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erlauben, innerhalb des Unternehmens neue Positionen zu suchen», versprach der CS-Chef.

Körner wie Präsident Axel Lehmann sprachen in der Regel von «einer neuen Credit Suisse» - womit sie wohl den Bruch mit der jüngeren Vergangenheit der Grossbank unterstreichen wollten. Lehmann sagte auch, die CS habe lange an der Idee festhalten, sie könne zwei Dinge miteinander verbinden: Vermögensverwaltung und Investmentbanking. Diese Idee werde nun jedoch aufgegeben. Es kommt zur Teilauslagerung grosser Bestandteile der Investmentbanking, es entsteht eine unabhängige «CS First Boston». (nav)

11:01 Uhr

Donnerstag, 27. Oktober

So erklären die CS-Chefs den Investoren ihre neue Strategie

Nach der Medienmitteilung vom frühen Morgen trat Axel Lehmann am Vormittag in London vor Analysten und Investoren auf. Dabei betonte der Verwaltungsratspräsident zuerst, die Credit Suisse wolle «einen Strich ziehen» unter die letzten Monate und Jahre, die von Skandalen geprägt gewesen seien.

Darauf wiederholte Lehmann – wie es auch schon CEO Ulrich Körner in der Mitteilung gesagt hatte – dass nun «ein kritischer Moment sei» für die Credit Suisse. Es klang dann aber eher bedrohlich, als Lehmann betonte, die Schweizer Grossbank mit ihrer langen Geschichte habe «den Ehrgeiz, noch viele Jahrzehnte unabhängig zu bleiben». Obwohl Lehmann mit diesen Worten die Unabhängigkeit betonen wollte, schien er damit eher zu unterstreichen, dass diese Unabhängigkeit infrage gestellt ist. (nav)

10:53 Uhr

Donnerstag, 27. Oktober 2022

CS-Präsident Lehmann: In der Schweiz werden 2000 Jobs abgebaut

In aller Welt will die Credit Suisse in den kommenden drei Jahren 9000 Stellen abbauen. Wie viele Kündigungen davon in der Schweiz ausgesprochen werden sollen, teilte die Bank am Donnerstag früh nicht mit.

Gegenüber SRF führte Verwaltungsratspräsident Lehmann im Verlauf des Vormittags dann aus, man werde die Anzahl Mitarbeitenden hierzulande «über die nächsten drei Jahre reduzieren, auf etwa 14’000» reduzieren. Sprich: In der Schweiz-Bank der Credit Suisse sollen in den kommenden drei Jahren etwa 2000 Vollzeitstellen abgebaut werden (nachzusehen ab der Minute 1:50):

Wie Lehmann weiter ausführt, soll der Personalabbau bei der Schweiz-Bank nach Möglichkeit über die natürliche Fluktuation von Mitarbeitenden geschehen. Oder indem bestehendem Bankpersonal nach Möglichkeit interne Alternativen angeboten werden. (sat)

09:14 Uhr

Donnerstag, 27. Oktober

Zweifel an neuer Strategie: Aktie taucht kräftig zum Börsenstart

Bei den Anlegern kommt die neue Strategie der Credit Suisse nicht gut an. Zum Start des Handelstags musste die CS-Aktie jedenfalls einen weiteren, kräftigen Taucher hinnehmen. Gaben die Wertpapiere zum Börsenstart erst um 7 Prozent nach, lag die Aktie der Schweizer Grossbank kurz vor 10.30 bereits fast -14 Prozent im Minus respektive noch bei einem Wert von 4,1 Franken.

Damit setzt sich der bisherige Abwärtstrend auch nach dem durch die CS-Chefs erhofften Befreiungsschlag mit neuer Strategie fort. Der Aktienkurs der Credit Suisse ist nämlich bereits seit Monaten gehörig unter Druck und fiel in den vergangenen Wochen auch erstmals deutlich unter 5 Franken.

Der Börsenwert der zweitgrössten Schweizer Bank hat sich seit Jahresanfang halbiert und ist nun mit rund zehn Milliarden Franken kaum mehr höher als jener von mittelständischen Banken. (sat)

09:07 Uhr

Donnerstag, 27. Oktober 2022

«Völlig unklar»: Bankpersonal verlangt Antworten zur Situation in der Schweiz

Zur neuen Strategie der Credit Suisse hat sich am Donnerstag auch der Schweizerische Bankpersonalverband (SBPV) gemeldet. Er fordert dabei von der CS-Chefetage «Klarheit»: Denn es sei «völlig unklar, (...) wie stark die erfolgreiche Schweizer Division und die hiesigen Konzernfunktionen betroffen sind».

Der Bankpersonalverband nimmt dabei Konzernchef Ulrich Körner beim Wort. Dieser hatte am Donnerstag eine «starke Schweizer Bank» als «Kern» der neuausgerichteten Credit Suisse Group bezeichnet. «Auch für den SBPV gilt: Das rentable Schweizer Geschäft ist zu stärken.»

Ex-Präsident Urs Rohner soll Boni zurückzahlten

Zudem wirft der Verband der Grossbank vor, noch immer nicht Transparenz geschaffen zu haben über die letzten «massiven Sparmassnahmen» vor Jahresfrist. Denn: «Die Mitarbeitenden der Division ‹Swiss Bank› arbeiten äusserst erfolgreich», argumentiert der Bankpersonalverband. Sie garantierten damit die Basis für eine gesunde Geschäftsentwicklung der Credit Suisse in der Zukunft.

Zudem fordert der Bankpersonalverband, dass die früheren Verantwortlichen der Credit Suisse zur Verantwortung gezogen werden. Namentlich der frühere Verwaltungsratspräsident Urs Rohner solle dazu gebracht werden, seine Boni zurückzuzahlen. Denn die durch die aktuelle Führung nun eingestandenen Fehlentscheide stammten aus seiner dieser Zeit an der Bankspitze. (sat)