notifications
Schweiz

Chef der Elektrizitätskommission: Krise ist «kaum abwendbar»

Werner Luginbühl geht davon aus, dass die Schweiz mit hoher Wahrscheinlichkeit im Winter auf eine Energiekrise zusteuert. Darüber hinaus sagt er, ob er die Restwassermengen in den Stauseen senken würde. Dieser Vorschlag ist höchst umstritten.
Der Schweiz dürften laut Werner Luginbühl, Präsident der Elcom, diesen Winter 10 Prozent des Strombedarfs fehlen.  (Keystone)

Dario Pollice

Die Bürgerinnen und Bürger spüren derzeit noch wenig von der drohenden Strom- und Gasmangellage. Doch Werner Luginbühl, Präsident der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (Elcom), ist überzeugt, dass eine Krise im Winter «kaum abwendbar» ist, wie er in der «Samstagsrundschau» von Radio SRF sagte. Wie tiefgreifend die Krise ausfalle, hänge letztendlich von verschiedenen Faktoren ab. Luginbühl fordert nun, dass sich die Schweiz auf die Situation vorbereitet: «Wir müssen die Zeit nutzen, um alles zu tun, dass die Krise nicht zu gravierend wird.»

Laut dem Chef der Elcom könnten der Schweiz diesen Winter 10 Prozent des Strombedarfs fehlen. Dabei handelt es sich um denjenigen Durchschnittswert, der in den vergangenen Jahren importiert werden musste. Derzeit sei es nicht sicher, ob diese 10 Prozent vom Ausland importiert werden könnten. Dies auch, weil in Frankreich über die Hälfte der Kernkraftwerke ausser Betrieb sind. «Darum gehen wir von einer Lücke in diesem Umfang aus», so Luginbühl.

Als zusätzlich erschwerender Faktor kommt die Trockenheit hinzu, die die Versorgungssituation verschärfen könnte. Zwar sind dem Präsidenten der Elcom zufolge die Füllstande der Speicherseen übers ganze Lande gesehen noch im Mittel. Aber: «Wenn es einen trockenen Herbst gibt, werden wir nicht die Füllstände haben, die wir gerne hätten.»

Reduktion der Restwassermenge als «letzte Möglichkeit»

Der Bundesrat hat kürzlich bekannt gegeben, dass er die drohende Energiekrise unter anderem mit einem freiwilligen Gas-Verzicht bekämpfen will. Wie die EU soll auch die Schweiz 15 Prozent weniger Gas verbrauchen. Darüber hinaus lanciert der Bundesrat nächste Woche eine Energiesparkampagne. Diese begrüsst Werner Luginbühl: «Wir gehen zu gedankenlos um mit der Energie», sagt er.

Als weitere Massnahme gegen die Krise wollen Bürgerliche Politiker die Restwassermengen in den Stauseen senken – zum Ärger von Naturschutzorganisationen. Denn die ohnehin von der Trockenheit geplagten Fische müssten mit einer reduzierten Restwassermenge auskommen. Entsprechend hat der Schweizerische Fischerei-Verband (SFV) dieser Forderungen bereits eine Abfuhr erteilt. Recherchen von CH Media zeigen nun aber, dass Energieministerin Simonetta Sommaruga offenbar trotz Widerstand bereit ist, die Vorgaben bei der Wasserkraft lockern.

Diesen Vorschlag würde Werner Luginbühl persönlich als «letzte Möglichkeit» vorbehalten. Allerdings räumt er ein, dass in der aktuellen Situation «alle Optionen» geprüft werden müssten. Letztendlich müsse aber die Politik über diese und allfällige weitere Massnahmen entscheiden.