Brian Keller wurde im «Fall Carlos» zum bekanntesten Häftling der Schweiz – am 10. November kam der Zürcher nach siebeneinhalb Jahren Haft dann frei. Nun will er sich auf freiem Fuss ein neues Leben aufbauen. Wie er das schaffen will, erklärte er in der Sendung TalkTäglich auf Tele Züri.
Im Gespräch mit Hugo Bigi sagt Brian, er sei natürlich glücklich, wieder frei zu sein. Dennoch wisse er, dass noch einiges an Arbeit bevorstehe. «Ich habe das Gefühl, noch nicht richtig angekommen zu sein», sagt er. «Hier draussen muss ich kämpfen, um auf eigenen Beinen stehen zu können.» So wolle er es etwa schaffen, in einer eigenen Wohnung leben zu können.
Finanzieren will er dies mit einer Karriere als Boxer. «Das ist der Plan A, einen Plan B gibt es nicht. Denn wenn ich sage, dass es funktioniert, wird es das auch», sagt Brian. Er kündig an, bereits Termine zu haben, an welchen er Kämpfe austragen werde. Genauere Details dürfe er aber noch nicht bekanntgeben.
Kritik und Reue
Im Gespräch mit Bigi äusserte sich Brian auch über seine Vergangenheit. So wurde er etwa zu seinen gewalttätigen Handlungen im Gefängnis befragt. Diese bereue er nicht, sagt er. «Ich wurde schlecht behandelt», sagt Brian. So habe ihn das Gefängnispersonal etwa rassistisch beleidigt und ihm verboten, sich die Haare und die Nägel zu schneiden. «Ich wurde wahnsinnig», so Brian.
Reue zeigt er hingegen, wenn es um seine Delikte abseits der Gefängnismauern geht. «Als Jugendlicher habe ich sehr viel Dummes gemacht», sagt Brian. Er habe sich oft bei älteren Kollegen beweisen wollen, um ihre Anerkennung zu bekommen. Dies habe ihn zu dummen Handlungen verleitet.
So etwa im Jahr 2011, als er als 15-Jähriger einem 18-Jährigen mit einem Messer in den Rücken stach. «Das tut mir extrem Leid, für seine Familie noch mehr als für ihn», sagt Brian dazu. Er habe im Gefängnis sich in einem Brief bei der Familie entschuldigt. «Das tue ich nochmals», sagt er. «Und ich wünsche ihm und seiner Familie nur das Beste.»
Reaktionen aus der Bevölkerung positiv
In die Zukunft blickt Brian trotz intensiven ersten Tagen in Freiheit optimistisch. Er habe einen Sozialpädagogen, den er bei Problemen jederzeit kontaktieren könne, sagt er. Zudem berichtet er, dass er von der Öffentlichkeit gut empfangen worden sein – überraschend gut, wie er sagt. «Ich dachte immer, ich sei der meistgehasste Mann der Schweiz», so Brian. «Aber die Reaktionen der Leute sind sehr schön.»
In Zukunft wolle er sich nun aus Problemen raushalten, sagt Brian. Als guten Mensch würde er sich selbst zwar nie bezeichnen, «aber ich hoffe, meine Karriere zu verfolgen und irgendwann auf eigenen Beinen stehen zu können». (dab/watson.ch)