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Umwelt

Borkenkäferbefall in der Schweiz verdoppelt

Der Borkenkäfer hat sich wegen des teils stürmischen und trockenen Wetters im vergangenen Jahr besonders gut gehalten. Die Menge des vom Buchdrucker befallenen Fichtenholzes verdoppelte sich. Experten geben keine Entwarnung - im Gegenteil.
Löcher in der Rinde und dem Bast eines Fichtenstücks: Borkenkäfer frassen sich im vergangenen Jahr besonders stark durch Schweizer Wälder. (Archivbild)
Bild: KEYSTONE/ALEXANDRA WEY

Laut der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL setzt der Borkenkäfer seinen Vormarsch fort. Mit schweizweit 735'000 Kubikmetern erreichte die befallene Holzmenge 2018 den höchsten Stand seit 2006. Die Ergebnisse der Umfrage in allen Schweizer Forstrevieren wurden am Mittwoch veröffentlicht.

Der Befall nahm in allen Kantonen auf der Alpennordseite im Vergleich zum Vorjahr deutlich zu. Besonders aus dem Mittelland, dem Jura und der Ostschweiz meldeten die Forstdienste eine starke Zunahme der Käferholzmengen. Im Extremfall stieg die befallene Holzmenge im Vergleich zum Vorjahr bis um das Zwölffache an.

Idealer Wettermix für Käfer

Die Käfer profitierten im vergangenen Jahr vom ausreichend zur Verfügung stehenden Brutmaterial: durch Sturm und Trockenheit geschwächte Fichten. Im Winter 2017/2018 hatten mehrere Stürme zehntausende von Bäumen umgeworfen oder gebrochen.

Im Frühling stieg dann die Temperatur markant an, und im Sommer sorgten schliesslich die anhaltende Regenarmut und Hitze für extrem trockene Verhältnisse. Diese Kombination machte zahlreiche Fichten anfällig für Borkenkäfer und bot diesen Nahrung und Lebensraum im Überfluss.

Viele Tierchen überwintern

Dank der hohen Temperaturen konnte der Buchdrucker in den Tieflagen statt der üblichen zwei sogar drei Generationen anlegen. Die überwinternde Käferpopulation ist dadurch grösser als in früheren Jahren, wie das Institut WSL weiter schreibt.

Sollte das Jahr 2019 erneut sehr warm und trocken werden, dürfte die Situation kritisch bleiben. Auch ohne neue Extremereignisse wie Stürme oder Trockenperioden befinden sich in den Waldbeständen weiterhin zahlreiche geschwächte, bruttaugliche Fichten aus dem Vorjahr.

Entgegen der landläufigen Meinung, dass liegen gelassenes totes Holz den Borkenkäfer fördert, gedeihen die Käfer nur auf frisch abgestorbenen Fichten, und dies in der Regel nur im ersten Jahr nach deren Tod.

Beobachten und handeln

Damit sich die Lage nicht weiter zuspitzt, empfehlen die Experten, den Borkenkäfer frühzeitig zu bekämpfen. Das heisst: Neu befallene Fichten müssten rechtzeitig, also bevor die nächste Käfergeneration ausfliegt, gefällt und aus dem Wald abgeführt oder entrindet werden.

Vor allem Waldbestände, in denen schon 2018 zahlreiche stehende Fichten von Borkenkäfern befallen wurden, sollten ab April regelmässig beobachtet werden. Dies betrifft vor allem von Sturm heimgesuchte Gebiete, der Sonne ausgesetzte kritische Waldränder und im Vorjahr von Käfern befallene Fichtengruppen. (sda)