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Asylwesen

Befragung zeigt: Schutzsuchende Ukrainer möchten mehr arbeiten – doch es gibt ein Problem

Geflüchtete aus der Ukraine sind weiterhin zu einem eher geringen Anteil erwerbstätig. Eine Befragung zeigt nun, dass drei Viertel der Schutzsuchenden mehr arbeiten möchten.

15 Prozent der Schutzsuchenden sind erwerbstätig, im Schnitt zu rund 70 Prozent. Die meisten möchten mehr arbeiten. (Symbolbild)
Bild: Keystone

In der Schweiz leben seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine rund 73’000 Menschen mit Schutzstatus S. Im Gegensatz zu den üblichen Verfahren im Asylwesen dürfen sie ab dem ersten Tag nach Erhalt des Status erwerbstätig sein. Aktuell machen davon jedoch nur 15 Prozent Gebrauch, wie eine Befragung der Berner Fachhochschule im Auftrag des Staatssekretariats für Migration (SEM) zeigt.

Doch die Studie zeigt auch: Die meisten Ukrainerinnen und Ukrainer sind gut ausgebildet und würden gerne mehr arbeiten. So gaben fast 95 Prozent der rund 2000 Befragten an, eine nachobligatorische Ausbildung gemacht zu haben, wie das SEM am Montag in einer Mitteilung zur Studie schreibt. 70 Prozent haben einen Hochschulabschluss, am häufigsten in den Bereichen «Wirtschaft, Verwaltung und Recht» sowie «Ingenieurwesen, verarbeitendes Gewerbe und Bau».

Sprachbarrieren bei Stellensuche

Trotz Fachkräftemangel befindet sich zurzeit ein Drittel auf Stellensuche. Ein weiteres Drittel gab an, «an einer Arbeit interessiert» zu sein. Bei den 15 Prozent, die bereits erwerbstätig sind, beträgt das durchschnittliche Pensum 70 Prozent und der durchschnittliche Monatslohn 4500 Franken. Insgesamt gaben drei Viertel der Befragten an, dass sie gerne mehr arbeiten würden.

Der Grund, warum dies oftmals nicht klappt, liegt gemäss den Befragten grösstenteils an fehlenden Sprachkenntnissen. Nur je ein Fünftel gab an, sich in alltäglichen Situationen auf Deutsch bzw. Französisch verständigen zu können. Weiter verbreitet ist dafür Englisch, bei dem sich 40 Prozent «gute Kenntnisse» attestieren. Ein weiteres Hindernis für die Erwerbstätigkeit sehen die Schutzsuchenden in der Kinderbetreuung (21 Prozent), in der fehlenden fachlichen Qualifikation (20 Prozent) sowie in einem zu langen Arbeitsweg (13 Prozent).

Anpassungen beim Schutzstatus notwendig?

Erst kürzlich hatte der Luzerner Sozialdirektor Guido Graf eine bessere Integration der ukrainischen Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt gefordert. Für ihn ist die Erwerbsquote von 15 Prozent deutlich zu tief. Es seien deshalb Anpassungen beim Schutzstatus S nötig sowie mehr Geld für die Kantone. Das SEM selbst stellt sich allerdings ein gutes Zeugnis aus. Anfang Dezember war eine von ihm beauftragte Evaluationsgruppe zum Schluss gekommen, dass sich der Schutzstatus S insgesamt bewährt habe. (gb)