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Kommentar

Arbeit ist eben mehr als nur Arbeit

Der Fachkräftemangel verändert die Spielregeln auf dem Arbeitsmarkt. Arbeitnehmende stellen höhere Forderungen.

Wem es nicht gefällt, zieht weiter: Arbeitnehmende stellen Ansprüche.
Bild: Fotolia

Die Zuwanderung. Das sei das grösste Problem im Lande, liess Rolf Dörig, Präsident des Versicherungskonzerns Swiss Life, die Schweiz via «Sonntags-Blick» wissen – während gleichzeitig die Wirtschaft händeringend nach Fachkräften sucht und gerne mehr von ihnen in die Schweiz locken würde. Dörigs Lösung hingegen für die breit beklagte Personalnot ist die Wiedereinführung des Saisonnierstatuts. Oder anders gesagt: Arbeitskräfte will er temporär reinlassen, die Menschen jedoch nicht.

Es ist nicht nur ein unmenschlicher, sondern auch ein völlig anachronistischer Vorschlag in einer Zeit, in der Arbeit für viele nicht mehr nur zur Sicherung des Lebensstandards dient, sondern auch mit Sinn gefüllt sein muss. Natürlich, die Angestellten wollen gerechte und gute Löhne, aber sie suchen auch eine Arbeit, die ihnen Freude bereitet, die Sinn ergibt, sie wollen einen Job mit guten Arbeitszeiten, mit Teilzeit-Pensum, mit Flexibilität – und mehr Ferien. Arbeitgeber, die Dankbarkeit erwarten für die offenen Stellen, die sie anbieten, dürften es schwer haben, diese zu besetzen. Sie müssen den jungen Leuten, die sie für ihr Unternehmen gewinnen wollen, definitiv mehr bieten als nur einen Sold. Und den älteren, erfahrenen Mitarbeitenden, die sie länger im Job halten wollen, ebenfalls.

Ein Rückschritt in die Barackenschweiz? So löst die Schweiz ihr Fachkräfteproblem ganz bestimmt nicht. Zum Glück nicht.