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Deutschland

Polizisten rücken nach Lützerath vor – erste Rangeleien mit Klimaaktivisten

Es ist die Konfrontation, die sich wochenlang abgezeichnet hat: Die Polizei ist in den von Klimaaktivisten besetzten Ort Lützerath im Nordwesten Deutschlands vorgedrungen. Das Wetter macht die Lage für alle zu einer echten Belastung.

Die Polizei hat am Mittwochmorgen damit begonnen, den von Klimaschützern besetzten Braunkohleort Lützerath im Nordwesten Deutschlands zu räumen. Es kam zu ersten Rangeleien, wie Reporter der Deutschen Presse-Agentur berichteten.

«Die Räumung von #Lützerath hat begonnen. Der Bereich wird umzäunt. Personen im abgesperrten Bereich haben aktuell die Möglichkeit, den Ort ohne weitere polizeiliche Massnahmen zu verlassen», schrieben die Einsatzkräfte zur Lage in dem von Einwohnern längst verlassenen Ort im Land Nordrhein-Westfalen auf Twitter.

Polizisten rücken auf Lützerath vor.
Bild: Ronald Wittek / EPA

Zuvor waren bereits Sirenen und Alarmglocken zu hören gewesen. Einige Aktivisten kletterten auf hohe Monopods und Tripods - das sind zusammengebundene Stämme mit Plattformen. Sie wurden in den vergangenen Tagen errichtet, um es der Polizei möglichst schwer zu machen, an die Aktivisten heranzukommen. «Sie können den Bereich hier jetzt verlassen, ohne dass es weitere Konsequenzen für Sie hat», hiess es in einer Lautsprecher-Durchsage der Polizei.

Deutschland verfügt über gewaltige Braunkohlereserven, will die Verstromung aber des Klimaschutzes wegen bis spätestens 2038 beenden. In Nordrhein-Westfalen stimmte der Energiekonzern RWE zu, den Ausstieg auf 2030 vorzuziehen. Teil des Deals ist, dass Lützerath noch abgebaggert werden darf. Auch die Grünen in der nordrhein-westfälischen Landesregierung haben dem zugestimmt.

RWE kündigt Zaun um das Ortsgelände an

RWE kündigte an, dass als erstes ein eineinhalb Kilometer langer Zaun um den Ort gebaut werde. «Er markiert das betriebseigene Baustellengelände, wo in den nächsten Wochen die restlichen Gebäude, Nebenanlagen, Strassen und Kanäle der ehemaligen Siedlung zurückgebaut werden. Zudem werden Bäume und Sträucher entfernt», schrieb der Konzern. «Das Unternehmen bedauert, dass der anstehende Rückbau nur unter grossem Polizeischutz stattfinden kann und dass Gegner des Tagebaus zu widerrechtlichen Störaktionen und auch Straftaten aufrufen.»

Am Mittwochmorgen schallten Sirenen und Alarmglocken durch den besetzten Ort.
Bild: Michael Probst / AP

Die Kohle, die unter Lützerath liegt, werde benötigt, um in der Energiekrise Gas für die Stromerzeugung in Deutschland zu sparen, argumentierte RWE. Die Aktivisten bestreiten das. Die bevorstehende Räumung des Protestdorfs ist nach Einschätzung des Aachener Polizeipräsidenten Dirk Weinspach einer der herausforderndsten Einsätze der letzten Jahre. Die Polizei erhält dafür Unterstützung aus dem ganzen Bundesgebiet. Aktivisten haben etwa 25 Baumhäuser errichtet, einige davon in grosser Höhe.

Lützerath ist ein Ortsteil der 43'000-Einwohner-Stadt Erkelenz im Westen von Nordrhein-Westfalen. Der inmitten von Feldern gelegene Weiler befindet sich inzwischen unmittelbar an der Kante des Braunkohletagebaus Garzweiler. Die darunter liegende Kohle soll zur Stromgewinnung gefördert werden. (dpa)