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Schweiz

5000 neue Stellen: Neue Billig-Airline kündigt tollkühne Wachstumsziele an

Die Verantwortlichen hinter dem Projekt «Swiss Skies» kündigen erstmals konkrete Ziele an. Rund um den Basler Euroairport sollen Tausende von neuen Stellen geschaffen werden. Doch viele Fragen bleiben offen. Klar ist, wo die Holding ihren Sitz hat: in Zug.
Konkurrenz für die Billig-Airline Easy Jet am Flughafen Basel. Swiss Skies will ab 2019 von Basel abheben. (Georgios Kefalas/Keystone)

Benjamin Weinmann

Anfang Woche wurde das Projekt «Swiss Skies» bekannt: Vier Aviatik-Manager wollen ab 2019 in Basel eine neue Billig-Airline für Langstreckenflüge lancieren, die 30 Prozent günstiger als jene der Konkurrenz sein sollen. Nun haben die Projektverantwortlichen genauere Ziele bekanntgegeben.

Vollmundig kündigen sie in einer Medienmitteilung an, innerhalb von 5 Jahren einen Umsatz von 1,5 Milliarden Dollar zu erwirtschaften und bereits ab dem dritten Jahr profitabel zu sein. Die Fluggesellschaft, deren Namen noch immer nicht kommuniziert ist, soll mit einer Flotte von 38 Flugzeugen 45 Ziele auf 5 Kontinenten bedienen und 1900 Mitarbeitende beschäftigen. In der Region sollen dank der Airline gar 5000 Stellen entstehen, die in Zukunft mit dem neuen Unternehmen zusammenarbeiten sollen.

Bis jetzt sind die kühnen Ziele reines Wunschdenken. Denn noch existiert das Projekt nur auf dem Papier. «Swiss Skies» hat noch keine Flieger - für welche die Warteliste lang ist -, noch kein Geld, noch kein Personal und noch keine Flugbewilligung. An einem Anlass wollen die Projektverantwortlichen diese Woche in Basel interessierten Investoren ihr Konzept schmackhaft machen. Bei diesem Fundraising sollen 100 Millionen Dollar zusammenkommen. Doch ob diese Summe für die grossen Ambitionen und Investitionen reicht, wird von Branchenkennern angezweifelt.

Erster Fokus auf USA

Die Fluggesellschaft werde insbesondere Geschäfts- und Freizeitreisende ansprechen, indem regionale, nicht überlastete und kostengünstige Flughäfen angeflogen werden, heisst es im Communiqué. So soll neben den Kosten auch die Reisezeit um 30 Prozent gesenkt werden. Ein Ziel, hinter das ein grosses Fragezeichen gesetzt werden muss.

Nachdem es erst hiess, die Airline solle bereits Mitte 2019 abheben, ist nun von der Gründung in der zweiten Jahreshälfte 2019 die Rede, wobei der Schwerpunkt zunächst auf nordamerikanischen Destinationen liege und die Expansion von Basel auf andere europäische Standorte in den kommenden Jahren erfolgen werde.

Mitgründer Alvaro Oliveira, ein Schweizer Pilot und ehemaliger Flugoperationschef der Brasilianischen Billig-Airline Azul lässt sich zitieren: «Wir wollen zu einem echten Disruptor für die Luftfahrtindustrie werden. Es gibt im europäischen Privatreiseverkehr eine Nachfrage nach solchen Niedrigpreismodellen.» In regionalen Gebieten würden direkte Langstreckenflüge fehlen, sagt Oliveira. Viele Nebeneinzugsgebiete seien nur über grosse Umsteigeflughafen miteinander verbunden und viele Passagiere fänden es ermüdend, auf Verbindungsflüge in grossen Hubs in Europa oder den USA angewiesen zu sein.

Neue Holding in Zug

Die Fluggesellschaft werde Flugzeuge des Typs Airbus A321neo LR einsetzen. Das Flugzeug bietet rund 190 Sitzplätze. Als ersten Hub fiel die Wahl laut «Swiss Skies» auf den trinationalen Basler Raum, da die Region 12 Prozent Schweizer Bruttoinlandprodukts erwirtschaftet und 24 der Top-100-Unternehmen des Landes beheimate, insbesondere im Bereich Life Sciences, Chemie und Medtech.

Aufgrund von Recherchen dieser Zeitung ist inzwischen ein dritter Projektverantwortlicher mit Namen bekannt. Dabei handelt es sich um Philippe Blaise, der zuvor bei Etihad und Swiss angestellt war. Er hat mit Oliveira im November 2017 die «CH Airways Holding» mit Sitz in Zug gegründet. Laut Eintrag im Handelsregister hat diese folgenden Zweck: «Erwerb und Verwaltung von dauernden Beteiligungen sowie der Betrieb einer internationalen Fluggesellschaft».

Zuvor war nebst Oliveira nur noch Armin Bovensiepen in Erscheinung getreten. Er hatte zuvor im Management von Air Berlin und Austrian Airlines gearbeitet. Zuletzt war er als Verkaufschef bei Niki-Luftfahrt tätig. Heute ist Bovensiepen Berater.