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Öffentlicher Verkehr

142 Millionen Franken Verlust: SBB verharrt in den roten Zahlen

Auch im ersten Halbjahr schreiben die Bundesbahnen ein Minus. Vorab der Fernverkehr belastete das Ergebnis stark. Und die Energiekrise trübt die Aussichten der SBB für den Rest des Jahres weiter ein.

Muss erneut tiefrote Zahlen verkünden: SBB-Chef Vincent Ducrot – hier in einer Archivaufnahme in der Werkstätte Zürich-Altstetten.
Bild: Sandra Ardizzone

Für den Zeitraum von Januar bis Juni weist die SBB einen Verlust von 142 Millionen Franken aus. Damit fällt das Ergebnis zwar besser aus als im Vorjahreszeitraum. Damals schrieb das Unternehmen ein Minus von 389 Millionen. Nichtsdestotrotz fährt die SBB damit weiterhin in den tiefroten Zahlen. Bereits im vergangenen Jahr resultierte bei den Bundesbahnen coronabedingt ein Verlust von insgesamt 325 Millionen.

Die finanzielle Lage der SBB bleibt somit «angespannt», wie sie am Donnerstag mitteilen. Dazu hätten der Ukraine-Krieg, Schwierigkeiten bei den Lieferketten und die «wirtschaftliche Grosswetterlage» geführt. Das negative Halbjahresergebnis führt das Unternehmen jedoch primär auf den Fernverkehr zurück. Mit einem Minus von 123 Millionen bleibe dieser Geschäftsbereich «defizitär». Anders als der Regionalverkehr wird dieser nicht durch die öffentliche Hand subventioniert.

Düstere Aussichten wegen der Stromkrise

Zwar ist die Anzahl der Passagiere mit 1,1 Millionen im ersten Halbjahr um 43,9 Prozent gestiegen. Doch im Vergleich zum Niveau vor der Pandemie ist das noch immer ein Minus von 15,1 Prozent. In der Freizeit würden zwar immer mehr Menschen auf Schienen unterwegs sein, schreibt die SBB. Mit Corona nehme der Pendelverkehr jedoch ab. Im Bereich Güterverkehr muss das Unternehmen in den ersten sechs Monaten des Jahres ebenfalls ein negatives Ergebnis hinnehmen: Sowohl SBB Cargo Schweiz als auch SBB Cargo international schrieben 34 respektive 3,8 Millionen Verlust.

Die Energiekrise sorgt derweil für neue Sorgenfalten bei den SBB-Verantwortlichen. Die Bundesbahnen fahren laut eigenen Angaben zwar mit 90 Prozent Wasserkraft, die mehrheitlich aus eigenen Kraftwerken stammt. Doch diese produzierten aufgrund der Trockenheit und der tiefen Pegelstände der Stauseen derzeit weniger Energie, schreiben sie in der Mitteilung. Für den Fall einer Mangellage halte die SBB ihre Stauseen aktuell zwar «möglichst gefüllt». Dazu müsse das Unternehmen aber Ersatzenergie «zu stark steigenden Kosten am Markt beschaffen».

Bereits im ersten Halbjahr habe die SBB deswegen im Bereich Infrastruktur Energie einen Verlust von 24,2 Millionen verzeichnet. Weil sich die Situation im Sommer verschärft habe, werde das Jahresergebnis dadurch ebenfalls «stark» belastet sein.

Finanzierungspaket «frühestens ab 2023»

Die Bundesbahnen wollen darum auch an ihrem Sparziel von 6 Milliarden bis im Jahr 2030 festhalten. Dieses haben sie bereits im März angekündigt. Den Rotstift will die SBB dabei im administrativen Bereich ansetzen. Zudem solle die Effizienz in den operativen Bereichen gesteigert werden mit Fokus auf die Digitalisierung.

Weiter informierte die SBB am Donnerstag, dass sie zusammen mit dem Bund ein Finanzierungspaket überarbeite. Dessen Wirkung sei jedoch «frühestens ab 2023 zu erwarten». Das Parlament hat im Sommer dazu eine Motion an den Bundesrat überwiesen, wonach die coronabedingten Defizite der SBB als ausserordentlich gelten und ausgeglichen werden sollen. Der Bundesrat hatte sich zuvor dagegen ausgesprochen.