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Umwelt

14'000 Tonnen Plastikmüll pro Jahr: Trotzdem wartet der Bundesrat ab

In der Schweiz wird recycelt, was das Zeugs hält. Dennoch gelangen jedes Jahr 14'000 Tonnen Plastikmüll in unsere Umwelt. Höchste Zeit zu handeln? Nicht für den Bundesrat.

Das Museum für Gestaltung in Zürich hat dem Problem bereits vor zehn Jahren eine Ausstellung gewidmet. (Archivbild)
Bild: Keystone

Wir sind Recyclingweltmeister – oder glauben es zumindest. Bei Plastikmüll denken viele an verschmutzte Meere und Abfallberge in anderen Weltgegenden. Nun bekommt das Selbstbild Risse. Grund ist ein am Freitag publizierter Bericht des Bundesrates.

Trotz einem gut funktionierenden Entsorgungssystem gelange in der Schweiz jährlich rund 14'000 Tonnen Plastik in die Umwelt, lautet der Hauptbefund. Das Problem: Kunststoffe zerfallen durch natürliche Prozesse in immer kleinere Teilchen und bauen sich nur langsam ab – mit negativen Folgen für Umwelt und Gesundheit.

Mehr als die Hälfte der Kunststoffrückstände fallen beim Abrieb von Reifen im Strassenverkehr an. Als weitere wichtige Ursachen für die Plastikverschmutzung ortet der Bundesrat Littering wie auch Kunststoffe im Grüngut, die anschliessend mit Kompost in die Umwelt gelangen. Zu Hause gelten Kosmetika und die Wäsche synthetischer Textilien als Übeltäter.

Parlament ist am Zug

So eindeutig die Analyse, so vage bleibt der Bundesrat bei der Frage, wie er dem Problem zu Leibe rücken möchte. Zwar sieht er «Potenzial zur Verbesserung», auf konkrete Massnahmen verzichtet er jedoch vorläufig. In der Pflicht sieht er das Parlament. Konkret verweist er auf eine Gesetzesrevision, welche die nationalrätliche Umweltkommission 2020 angestossen hatte. Ziel ist es, die Rahmenbedingungen für eine moderne, umweltschonende Kreislaufwirtschaft zu schaffen.

Trotzdem lässt es sich der Bundesrat nicht nehmen, eine allfällige Stossrichtung aufzuzeigen. Der Fokus sollte primär darauf liegen, Abfälle zu vermeiden und kreislauffähige Materialien sowie umweltschonende Alternativen zu fördern. Der Bericht schlägt eine «Kombination aus Sensibilisierungsmassnahmen, Entwicklung neuer Technologien, Verfahrensoptimierungen sowie Verboten und Geboten» vor.