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Schweiz

Tessiner Politiker fordern Gotthard-Schliessung – doch die SBB wollen auch über Ostern fahren

Im Tessin befürchtet man über die Ostertage einen Ansturm aus der Deutschschweiz. Um das zu verhindern, werden Forderungen nach einer Schliessung der Zufahrten laut. Die SBB nehmen Stellung.
Solche Bilder fürchtet man im Tessin zu Ostern: Massen von Deutschschweizern wie hier am Bahnhof Bellinzona. (Archivbild: Samuel Golay / KEYSTONE/TI-PRESS)

Patrik Müller

Ostern vor einem Jahr. Nicht weniger als 45 000 zusätzliche Plätze boten die SBB in ihren Zügen ins Tessin an, um die Massenbewegung aus der Deutschschweiz in die Sonnenstube zu bewältigen. Doch das reichte nicht: Die Züge durch den Gotthard waren teilweise überfüllt. Dasselbe Bild zeigte sich einige Wochen später über Auffahrt.

Angesichts der Coronakrise wollen Bundesbehörden und der Kanton Tessin nun mit aller Kraft vermeiden, dass sich dieses Jahr die Deutschschweizer erneut in Massen in ihre Ferienwohnungen und Rustici verschieben. Der Tessiner Kantonsarzt richtet einen eindringlichen Appell an die Deutschschweizer: «Reist nicht ins Tessin! Vielleicht im Sommer und dann ganz bestimmt nächstes Jahr wieder!»

Giorgio Merlani sagte auf Radio SRF, es seien womöglich 5 bis 10 Prozent der Tessiner Bevölkerung infiziert, da die Dunkelziffer hoch sei. Man wolle unbedingt vermeiden, dass Touristen zur weiteren Ausbreitung beitragen oder die Tessiner Spitäler belasten.

Gemeindepräsidenten wollen alle Zufahrten dichtmachen

Einzelne Gemeindepräsidenten gehen noch weiter. Kommunalpolitiker des Malcantone fordern, die Zufahrten via Gotthard und San Bernardino über Ostern zu schliessen. Giovanni Cossi, Präsident der Gemeindepräsidentenkonferenz, sagte dem Portal Tio.ch. «Die Spitäler sind voll. Wir sind am Ende. Wir müssen verhindern, dass die Deutschschweizer über Ostern zu uns kommen.»

Wie reagieren die SBB auf die Hilferufe? Stoppt die Bahn ihre Verbindungen über die Ostertage von Nord nach Süd? Nein, sagt ein Sprecher auf Anfrage von CH Media. Aber man verzichte auf zusätzliche Plätze wie an früheren Ostern:

«Der gesamte öV der Schweiz wird an Ostern keine Verstärkungen anbieten. Auch die SBB wird keine Extrazüge führen.»

Der SBB-Sprecher betont, der Fahrplan sei ohnehin stark reduziert und die Bahn handle im Einklang mit dem gesamten öV. Dieser sei bestrebt, das «Social Distancing» nach Möglichkeit einzuhalten: «Das ist aber nur dann möglich, wenn die Weisung des BAG konsequent eingehalten wird und konsequent auf unnötige Fahrten verzichtet wird. Wer trotzdem fahren muss, soll nach Möglichkeit schwach ausgelastete Züge benützen.»