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Schweiz [News Service]

Task Force: Überlastung der Spitäler nicht mehr aufzuhalten

In zwei Wochen gebe es auf den Intensivstationen nicht mehr genug Kapazität für alle, zeigen Berechnungen der Corona-Taskforce. Nun gehe es darum, die Zeit der Überlastung möglichst kurz zu halten.
Task Force-Präsident Martin Ackermann sieht weiterhin kein Abflachen der Kurve. (Keystone)

(wap) Vor einer Woche warnte Taskforce-Leiter Martin Ackermann davor, dass die Intensivstationen schon ab dem 5. November nicht mehr alle Patienten versorgen könnten. Die aktuelle Entwicklung der Belegungszahlen bestätige diese Prognose, sagte Ackermann nun am Freitag vor den Medien in Bern. Nach wie vor sehe man eine wöchentliche Verdoppelung der Zahlen. «Wir werden damit rechnen müssen, dass die Kapazitäten in unseren Spitälern überschritten werden», konstatierte Ackermann.

Sprich: Mit den aktuellen Schutzmassnahmen lässt sich eine Überlastung also nicht mehr abwenden. Laut Ackermann geht es nun darum, den Zeitraum möglichst kurz zu halten, während dem nicht mehr alle Patienten versorgt werden können. Bereits jetzt würde in manchen Spitälern auf gewisse Eingriffe verzichtet, so Ackermann. So könnten etwa Krebspatienten ihren Tumor nicht mehr operativ entfernen lassen. Laut Ackermann bringt das aber nur Zeitgewinne von wenigen Tagen.

Patienten können freiwillig auf Behandlung verzichten

Wichtig sei deshalb nun, sich jetzt auf die Überlastung des Gesundheitssystems vorzubereiten, etwa in Fragen der Pflegeplanung, der Finanzierung und beim Selbstbestimmungsrecht der Patienten. Diese können mittels Patientenverfügung auf eine Intensivbehandlung verzichten.

Das Schweizer Gesundheitssystem sei nun in den Händen der Bevölkerung, sagt Linda Nartey von der Vereinigung der Kantonsärzte. Aber: «Wir gehen davon aus, dass wir im Moment nicht dieselbe Disziplin haben wie es im Frühjahr der Fall war.»

Altersgrenze aufgehoben: Definition der Risikogruppe angepasst

Virginie Masserey vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) kündigte die neuen Instrumente des Bundes im Kampf gegen das Virus an: So werde eine Screening-Kampagne gestartet, mit der Erkrankte online anhand ihrer Symptome individuelle Verhaltensempfehlungen erhalten. Ausserdem werde die Testkapazität mit den neuerdings zugelassenenen Schnelltests auf 50'000 pro Tag erweitert. Diese Tests sollen auch in Apotheken angeboten werden. Das Angebot richte sich in erster Linie an Risikopersonen und medizinisches Personal.

Weiter äusserte sich Masserey dazu, dass das BAG die Altersgrenze von 65 bei der Definition der Risikogruppe aufgehoben hat. Ältere Menschen hätten sich davon diskriminiert gefühlt, sagte sie. Sie empfahl ausserdem, die Maskenpflicht ernst zu nehmen: Wenn jemandem nicht klar sei, ob er in einer konkreten Situation eine brauche, gelte die Regel «im Zweifelsfall Maske.»

Armee spannt Rega-Zentrale ein

Unterstützung erhalten die Spitäler voraussichtlich von der Armee. Der Koordinierte Sanitätsdienst hat ein Konzept zur nationalen Koordination der Intensivstationen ausgearbeitet. Mit einer zentralen Stelle soll die optimale Auslastung aller vorhandenen Behandlungskapazitäten sichergestellt werden, heisst es in einer zeitgleich mit der Medienkonferenz veröffentlichten Mitteilung der Armee. Übernehmen wird diese Aufgabe die Einsatzzentrale der Schweizerischen Rettungsflugwacht (Rega), sie stehe ab sofort zur Verfügung.