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Klimaschutz

Tausende Jugendliche für mehr Klimaschutz

Schweizer Jugendliche fordern im Klimaschutz Taten statt Worte. Um ihrem Anliegen Nachdruck zu verleihen, gingen am weltweiten Protesttag unter dem Motto "Klimastreik" in über 23 Städten Zehntausende Jugendliche auf die Strasse.
Tausende Jugendliche gehen in Lausanne für den Klimastreik auf die Strasse.
Bild: KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Schweizweit forderten am Freitag nach Angaben der Organisatoren mehr als 66'000 Menschen die Umsetzung des Pariser Abkommens und die Ausrufung des nationalen Klimanotstandes. Die Zeit für Diskussionen sei vorbei, jetzt müssten Taten folgen, schrieb die Klimastreik-Bewegung in einer Mitteilung.

In Zürich waren gemäss Organisatoren 12'000 Menschen am Klimastreik beteiligt. Nach der Besammlung auf der Polyterrasse bei der ETH ging es bei Wind und Regen durch die Innenstadt Richtung Helvetiaplatz. Aus Solidarität mit den Streikenden blieben die Zeiger der grössten Kirchenuhr Europas, der St. Peterskirche in Zürich, um fünf vor zwölf stehen, wie die Organisatoren des Streiks auf Twitter schrieben.

Im Kanton Bern gingen gegen 10'000 Jugendliche für den Klimastreik auf die Strasse. Allein in der Stadt Bern forderten nach Angaben der Organisatoren rund 8000 Demonstrierende lautstark "Klimagerechtigkeit" und dies: "Jetzt!". Tausende Jugendliche, aber auch viele ältere Menschen und Familien mit Kleinkindern, waren dem Aufruf zum Klimastreik gefolgt.

In Ansprachen wurden die Politikerinnen und Politiker "egal welcher Partei" aufgerufen, sich dem Thema zu stellen. Anschliessend zog ein Demonstrationszug über die Kornhausbrücke zum Viktoriaplatz. Weitere Klimastreiks im Kanton Bern fanden in Thun und Biel statt. In Luzern nahmen 1500 Personen am Protestzug teil. Auf Transparenten waren Sprüche zu lesen wie "Oma, was ist Schnee?" oder "Make Love, not CO2".

Klimacamp in Basel

In Basel waren rund 2000 Leute unterwegs. Schon am Vortag hatten über hundert Aktivistinnen und Aktivisten ohne Bewilligung das Kasernenareal besetzt und dort ein Klimacamp errichtet, auf dem sie bis am Samstag verbleiben wollen. In Aarau nahmen an einer Kundgebung in der Altstadt 200 Personen teil. Die Organisatoren des Klimastreiks wollen das Gespräch mit Vertretern des Kantonsparlaments suchen.

In Lausanne schätzte die Polizei die Zahl der Kundgebungsteilnehmer auf rund 10'000. In Freiburg konnten 2000 Menschen mobilisiert werden. In Bellinzona TI machten sich 4500 junge Menschen für mehr Klimaschutz stark. In Sitten VS beteiligten sich rund 1200 Personen an der Demonstration.

In Genf folgten gemäss Polizeiangaben 5000 dem Aufruf, in Neuenburg 2000. Auch in kleineren Städten wie Delsberg JU und Glarus wurde gestreikt. Vielerorts zeigten auch Erwachsene ihre Solidarität mit den Jugendlichen. Erstmals beteiligten sich die Städte Frauenfeld TG, Brig VS, Olten SO, Lugano TI und Thun BE an der Aktion.

Sommaruga zeigt Verständnis

Bundesrätin und Umweltministerin Simonetta Sommaruga versteht die Ungeduld der Jugendlichen, wie sie in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA in Nairobi (Kenia) sagte. "Wir müssen jetzt Antworten geben, denn der Klimawandel ist auch in der Schweiz angekommen", sagte Sommaruga am Donnerstag in Nairobi. Dort hatte sich die Bundesrätin an der vierten Vollversammlung des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEA-4) für eine Stärkung der internationalen Umweltpolitik ausgesprochen.

Die Organisatoren des Klimastreiks in der Schweiz fordern, dass die Schweiz den Klimanotstand ausruft. Zudem solle sie bis im Jahr 2030 ihre "Treibhausgasemmissionen auf Null senken", dies ohne Kompensationstechnologien einzuplanen. Eine weitere Forderung ist "Klimagerechtigkeit". Die Klimastreiks in der Schweiz werden von einer dezentralen Jugendbewegung organisiert, die weder an eine Partei noch an eine Organisation gebunden ist, wie es auf der Webseite heisst.

Kundgebungen gab es erneut weltweit, so auch in Metropolen wie Rom, Wien, Stockholm, London und Berlin. Die Schüler-Proteste gehen auf die schwedische Schülerin Greta Thunberg zurück. Sie hatte vergangenes Jahr begonnen, jeden Freitag vor dem schwedischen Parlament für Klimaschutzmassnahmen zu demonstrieren, statt in die Schule zu gehen. Dafür wurde sie mittlerweile für den Friedensnobelpreis nominiert. (sda)