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Schweiz [News Service]

Pflegepersonal in Heimen soll sich gratis testen lassen können

Impfen und Testen: Das seien die beiden wichtigsten Pfeiler im Kampf gegen Corona, sagt der Heimverband Curaviva. Er stört sich zudem am einseitigen Fokus auf Fall- und Sterberaten.
Ein Bewohner in einem Pflegeheim wird geimpft. (Symbolbild)  (Severin Bigler)

Michael Graber

Eine «konsequente Priorisierung» von Alters- und Pflegeheimen bei der Impfstrategie fordert Curaviva, der Branchenverband der Institutionen für Menschen mit Unterstützungsbedarf. Gleichzeitig betont der Verband aber auch das «Respektieren der Entscheidungsfreiheit». Und da sich gerade das Pflegepersonal teilweise gegen eine Impfung ausspricht, brauche es regelmässige, präventive Tests für das Personal. Die Kosten dafür solle der Bund übernehmen, schreibt Curaviva weiter.

Auch die Gewerkschaft Unia hält flächendeckende Tests in Heimen für «längst überfällig», wie sie in einer am Dienstag veröffentlichten Mitteilung schreibt. Sie fordert ebenfalls «regelmässig durchgeführte, flächendeckende Corona-Tests» von Heimbewohnern und Pflegenden. Die Kosten dafür sollen Bund und Kantone tragen.

Weiter weist der Heimverband Curaviva auf das Dilemma hin, mit dem sich viele Alters- und Pflegeheime ausgesetzt sehen: «Viele Bewohnerinnen und Bewohner sind bereit, ein höheres Infektionsrisiko einzugehen, um Besuch von Angehörigen und Freunden erhalten zu können. Das verlangt von allen Beteiligten ein ständiges Abwägen zwischen verordnetem Schutz und selbstbestimmter Freiheit», heisst es in der Mitteilung.

Mehrheit der erkrankten Heimbewohner überlebt Corona

Curaviva stört sich zudem an dem «einseitigen Fokus auf Fall- und Sterberaten», den es derzeit in der öffentlichen Diskussion gäbe. Schon vor der Pandemie hätten knapp 44 Prozent aller Verstorbenen ihren letzten Lebensabschnitt in einem Pflegeheim verbracht. «Die Gesellschaft hat Mühe mit dem Gedanken, dass in Heimen gestorben wird», sagt Markus Leser, Mitglied der Geschäftsleitung von Curaviva Schweiz, gemäss der Mitteilung.

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) bestätigte erst vergangene Woche Medienberichte, wonach seit dem 5. Oktober rund die Hälfte aller Coronaopfer in Alters- und Pflegeheimen gestorben seien.

Der Verband Curaviva fordert aber, dass «weitere statistische Informationen zur Verfügung gestellt werden». Diese sollen unter anderem berücksichtigen, dass viele erkrankte Heimbewohner auf einen Spitaleintritt verzichten würden. Das würde sich dann auf die Todesrate in den Heimen niederschlagen – gleichzeitig werde so das Spitalwesen entlastet. Ebenfalls sei die Unterscheidung schwierig, ob jemand «an» oder «mit» Corona gestorben sei. Und Curaviva betont auch, dass auch in Pflegeheimen die Mehrheit der an Covid-19 erkrankten Menschen überlebt.