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Petra Gössi will kämpferischere FDP

FDP-Präsidentin Petra Gössi will, dass die Freisinnigen kämpferischer und emotionaler werden. Sie forderte eine stärkere Mobilisierung und vermehrte Mitgliederbefragungen und Referenden, um die Diskussionen zu fördern.
FDP-Präsidentin Petra Gössi spricht vor den Delegierten der FDP Schweiz. Sie wünscht sich, dass die Freisinnigen kämpferischer und emotionaler werden.
Bild: KEYSTONE/WB

Die Delegierten der FDP Schweiz trafen sich am Samstag in Schindellegi SZ zum ersten Mal in der neuen Legislatur. Die FDP habe im Herbst verloren, sagte Gössi vor den rund 330 Delegierten. Mit der Stärkung der Umwelt- und Klimapolitik habe die Partei aber Schlimmeres verhindern können. Der FDP sei es indes nicht gelungen, im Wahlkampf eigene Themen zu setzen.

Bei den eidgenössischen Wahlen am 20. Oktober schrumpfte der Wähleranteil der FDP um 1,3 Prozentpunkte. Hatte sie 2015 noch 16,4 Prozent geholt, waren es im Herbst 2019 noch 15,1 Prozent.

Auf Mobilisierung trimmen

Eine der Lehren, die Gössi aus den Wahlen zieht, lautet, dass die Partei stärker auf Mobilisierung getrimmt werden müsse. Parteimitglieder und Sympathisanten müssten motiviert werden, sich als Kämpfer für liberale Werte zu verstehen. Die Parteimitglieder müssten zu den Menschen auf die Strasse gehen, forderte Gössi.

Parteimitglieder sollen gemäss Gössi mehr Möglichkeiten erhalten, sich einzubringen. Mitgliederbefragungen und Referenden seien in den letzten Jahrzehnten die Ausnahme gewesen, sagte sie. Sie persönlich finde, sie sollten die Regel werden.

Die FDP soll die Wählerschaft auch emotionaler ansprechen. Sie müsse unmissverständlich klar machen, dass es nichts Wertvolleres gebe als die Freiheit als selbstbestimmte Bürger sowie ein liberales Wirtschaftsverständnis, das auf Leistung baue, aber nicht wegschaue, wenn jemand auf Unterstützung angewiesen sei. 2020 solle das Jahr des kämpferischen Liberalismus werden, sagte Gössi.

"Kein Geschenk des Himmels"

Inhaltlich will Gössi auf die Themen Wirtschaftsstandort Schweiz, Sozialversicherungen und Gesundheitswesen sowie Klima- und Umweltpolitik setzen. Der Wohlstand, den die Schweiz geniesse, sei kein Geschenk des Himmels, sagte sie. Die Zeichen stünden auf Sturm.

Gössi beklagte eine Fragmentierung und Polarisierung der Parteienlandschaft. Die "Sozialisten" setzten auf gescheiterte Wirtschaftsmodelle, die Grünen auf Intervention statt Innovationen, die Konservativen pflegten ein Bild einer Heimat, die es so nie gegeben habe. Die Mitte erweise sich als Windfahne.

Kommunikativ soll sich die FDP neu ausrichten. Die Partei müsse ihre eigenen Kommunikationskanäle ausbauen, weil die klassischen Medien Zuschauer und Zuhörer verlören, sagte Gössi.

Ja zu Anti-Rassismus-Strafnorm

Die FDP fasste am Samstag auch Abstimmungsparolen für den 9. Februar. Zur Volksinitiative "Mehr bezahlbare Wohnungen" beschloss sie mit 328 zu 1 Stimme die Nein-Parole. Dagegen unterstützten sie mit 208 zu 54 Stimmen die Erweiterung der Anti-Rassismus-Strafnorm auf die sexuelle Orientierung.

Die FDP-Delegierten bekannten sich zudem zum freien Personenverkehr: Mit 299 zu 3 Stimmen sagten sie Nein zur Begrenzungsinitiative der SVP. Dieses Volksbegehren kommt voraussichtlich im Mai an die Urne. Bei einem Ja droht ein Ende der Personenfreizügigkeit zwischen der Schweiz und der EU sowie der Bilateralen I. (sda)