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Grossraubtiere

Wolfsrudel streift im Mittelwallis umher

Im Kanton Wallis hat sich die Zahl der bestätigten Wölfe innert Jahresfrist von fünf auf zehn verdoppelt. Nachwuchs haben die Wildhüter keinen festgestellt, dafür ein neues Wolfsrudel.
Im Wallis hat sich die Zahl der nachgewiesenen Wölfe seit einem Jahr von fünf auf zehn verdoppelt. Hier ein Wolf bei Bellwald im Obergoms im Frühling 2013. (Archiv)
Bild: Keystone/MARCO SCHMIDT

Seit November wurde im Zentralwallis in der Region Leuk/Siders mehrmals eine Gruppe von drei bis vier Wölfen beobachtet, wie der Kanton Wallis am Dienstag mitteilte. Die Tiere leben offensichtlich in sozialer Einheit, ernähren und ziehen gemeinsam umher.

Nach Definition des Wolfskonzepts stellt diese Gruppe somit ein Rudel dar. Basierend auf Fotofallen und DNA-Analysen besteht das Rudel aus mindestens den Wölfen M59, M73 und F24.

Es handle sich dabei wahrscheinlich um ein bereits etabliertes, altes Rudel in neuer Zusammensetzung, sagte Sascha Wellig, Wildbiologe bei der Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere des Kantons Wallis (DJFW), der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage. Im Mittelwallis sei schon in früheren Jahren ein Rudel festgestellt worden.

Fünf neue Wölfe

Fünf neue Tiere kamen seit Anfang 2018 dazu, zwei Männchen und drei Weibchen: M89 im Goms, F41 im Val d'Entremont und M88, F40 und F43 im Chablais. Ob die Tiere zugewandert sind oder ob es ich um Nachkommen von bereits in der Schweiz ansässigen Rudeln handelt, lässt sich laut Wellig auch mittels genetischen Analysen nicht mit Sicherheit sagen.

Die bereits bekannten Individuen wurden mehrfach beobachtet: M59, M73 und F24 in den Regionen Augstbord und Zentralwallis, M82 und F28 im Goms.

Für zwei Wölfe im Val d'Anniviers und im Goms hatte der Kanton eine Abschussbewilligung erteilt. Die Tiere wurden jedoch nicht erlegt. Im Februar 2018 erschoss ein Walliser Jäger während der Fuchsjagd aus Versehen die Wölfin F28.

Während des Wolf-Monitorings vom 1. Januar 2018 bis 28 Februar 2019 werteten die Wildhüter insgesamt 392 Daten ausgewertet, die den Wolf betreffen. Dazu gehören Sichtungen, Fotos, Spuren sowie Kadaver von Beutetieren.

Mehr Nutztiere gerissen

Im Vergleich zu 2017 haben die Wölfe im Wallis deutlich mehr Nutztiere gerissen. Die Zahl der erlegten Tiere stieg von 61 auf 296. Der Schaden an Nutztieren ist grundsätzlich jährlichen Schwankungen unterlegen. Bereits 2016 hatten Wölfe im Wallis deutlich über Nutztiere gerissen.

"Die Wolfspräsenz kann sich in den einzelnen Regionen im Laufe der Zeit verändern, ist aber nur einer von mehreren Faktoren", erklärt Wellig. "Auch die Anzahl der Nutztiere, die sich während der Sömmerung auf den Alpen befindet, ist nicht in jedem Jahr gleich."

Der Gesamtbetrag der Entschädigung für 2018 beträgt rund 125'000 Franken, wie der Kanton mitteilt. Davon trägt der Bund 80 Prozent.

Aufruf zu Herdenschutz

Der Kanton rät den Viehzüchtern dringend davon ab, Vieh auf Weiden und Alpen in Regionen zu halten, in denen die permanente Anwesenheit von Wölfen bestätigt wird, ohne angemessene Schutzmassnahmen zu ergreifen.

Hauptsächlich ernährt sich der Wolf von Hirschen, Rehen und Gemsen Insgesamt wurden 44 tote Tiere gezählt. Diese Zahl sage jedoch nicht viel aus über die Zahl der Risse an Wildtieren, weil ein grosser Teil der Kadaver unentdeckt bleibe, sagen die Wildhüter.

Gerade im Winter sind viele Gebiete, in denen der Wolf jagt, schwer zugänglich. Hirschkälber und Rehkitze werden teilweise werden teilweise vollständig verschlungen. Zudem werden Kadaver von Aasfressern verstreut. (sda)