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Schweiz [News Service]

Genitalverstümmelung: Viele Frauen gefährdet, kaum Verurteilungen

In der Schweiz leben über 20'000 Frauen, die von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen oder gefährdet sind, verstümmelt zu werden. Zu Verurteilungen kommt es aber praktisch nie.
Die meisten betroffenen Mädchen kommen aus afrikanischen Staaten. (Symbolbild) (Keystone)
Bild: JEAN-MARC BOUJU (AP NY)

(mg/rwa) Die Zahl macht betroffen: Rund 22'400 Mädchen und Frauen in der Schweiz sind von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen oder sind gefährdet, verstümmelt zu werden. Trotzdem gab es in der Schweiz deswegen erst eine Verurteilung. Das geht aus einem am Mittwoch publizierten Bericht des Bundesrates hervor. Dabei steht die Genitalverstümmelung seit 2012 unter Strafe. Bestraft werden nicht nur Beschneiderinnen und Beschneider, sondern auch die Eltern oder Verwandten, die ein Mädchen beschneiden lassen – auch wenn diese im Ausland durchgeführt oder ermöglicht wurde.

Meist würde die Genitalverstümmelung innerhalb der Familie oder des sozialen Umfelds stattfinden. Betroffen seien hauptsächlich Kleinkinder oder Kinder. Die meisten von ihnen stammten aus Eritrea, Somalia, Äthiopien, Ägypten, Indonesien, Guinea, der Elfenbeinküste und dem Sudan. «Die Verankerung der weiblichen Genitalverstümmelung in den unterschiedlichsten Kulturen und die starke Bindung der Betroffenen an die eigene Familie erschweren deshalb die strafrechtliche Verfolgung», schreibt das Bundesamt für Polizei (Fedpol) in einer Mitteilung.

«Es zeigte sich in den letzten Jahren, dass das Strafrecht allein kein Umdenken bewirken oder tief verwurzelte Überzeugungen und Wertesysteme verändern kann», heisst es in dem Bericht über die Diskrepanz zwischen gefährdeten Frauen und Verurteilungen. Deshalb benötige es «verschiedene und differenzierte Handlungsansätze, um diese schweren Körperverletzungen mit gravierenden seelischen Folgen nachhaltig zu bekämpfen.» Konkret beteiligt sich der Bund an der Finanzierung des Netzwerks gegen Mädchenbeschneidung Schweiz. Ebenfalls soll der «Austausch und die interdisziplinäre Zusammenarbeit aller vom Thema betroffenen Stellen auf Ebene Bund und Kantone» weitergeführt und ausgebaut werden.