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Schweiz [News Service]

Fast die Hälfte der Gastro-Betriebe gehen bis Ende März ein, wenn der Bundesrat keine Hilfen spricht

Gastro Suisse warnt erneut vor der miserablen Lage der Gastronomie. Der Verband fordert, dass der Bundesrat am Mittwoch sofort verfügbare finanzielle Hilfe spricht.
Für die Restaurants ist momentan keine Verbesserung der Situation in Sicht. (Bild: Patrick Huerlimann, (Luzern, 29. Dezember 2020))
Ergebnisse der Umfrage von Gastro Suisse. (Bild: Gastro Suisse)
Fast die Hälfte der geschlossenen Betriebe hat mit Take-Away lediglich 10 Prozent des Vorjahresumsatzes erreichen können. (Bild: Gastro Suisse)

Bis Ende März wird fast die Hälfte aller Betriebe im Gastgewerbe eingehen, wenn sie jetzt keine sofortigen finanziellen Entschädigungen erhalten. Aktuell liegt die Zahl der akut in ihrer Existenz bedrohten Betriebe bei rund 15 Prozent, bis in einem Monat wird der Anteil bei über einem Drittel liegen. Das geht aus einer Mitteilung des Verbands hervor. Dieser hat vom 4. bis 6. Januar eine Online-Umfrage durchgeführt, um die Lage der Gastronomiebetriebe einzuschätzen, an der über 4000 Betriebe teilgenommen haben.

«Wenn der Bund jetzt nicht handelt, steht in der Branche eine dritte Kündigungswelle an»

Schlägt Casimir Platzer, Präsident von Gastro Suisse, mit Bezug auf die Umfrageergebnisse Alarm. Bereits im Oktober sagte der Präsident, dass 100'000 Stellen in Gefahr sind.

Casimir Platzer weist in der Mitteilung darauf hin, dass vor der Krise über 80 Prozent der Betriebe eine gute bis sehr gute Liquidität hatten. In einem Monat sei die Situation bei 80 Prozent aber düster:« Sehr viele von ihnen sind sogar in ihrer Existenz bedroht, wenn sie jetzt kein Geld erhalten.» Umfrage hat auch ergeben, dass 98 Prozent der Betriebe dringend finanzielle Hilfe benötigen. 70 Prozent hätten bereits ein Gesuch eingereicht, oder werden dies sicher tun.

Gerade in den letzten zwei Monaten des vergangenen Jahres hat sich die Situation weiter verschlimmert. Im November haben die Mehrheit der Betriebe halb so hohe Umsätze erzielt, wie im vergangenen Jahr. Im Dezember haben 87 Prozent der Gastro-Unternehmen weniger als 60 Prozent des Umsatzes des Vorjahresmonats erzielt.

Betriebe in Städten und Agglomerationen sind stärker betroffen

Die Gastronomie hat vor allem in den Städten und Agglomerationen gelitten. Dort haben 58 beziehungsweise 48 Prozent der Betriebe im vergangenen Jahr weniger als 60 Prozent der Vorjahresumsätze erzielt. Auf dem Land bewegt sich der Anteil auf rund 38 Prozent. Auch die Möglichkeit, Take-Away Angebote umzusetzen hilft dabei wenig:

Härtefallhilfe greift oft nicht

Um die Einbussen in der Gastronomie (und anderen betroffenen Betrieben) abzuschwächen, hat der Bund Härtefallhilfen gesprochen. Diese greifen jedoch bei rund 40 Prozent der Gastro-Betriebe nicht, weil sie lediglich 20-40 Prozent Umsatzeinbussen zu beklagen haben.

Ein Teil der Betriebe (7,8 Prozent der Befragten) verzichtet gemäss der Umfrage ausserdem auf Hilfen (Kredite, Darlehen und Bürgschaften), weil sie sich nicht verschulden möchten.

Die miserable Lage wird wahrscheinlich in den kommenden Monaten eine weitere Kündigungswelle mit sich ziehen: Über die Hälfte der Betriebe halten weitere Kündigungen in den nächsten zwei Monaten für gut möglich.

Das fordert der Verband vom Bundesrat

Gastro Suisse fordert mit Blick auf die Ergebnisse der Umfrage, dass der Bundesrat am Mittwoch «Mut zeigt» und die Betriebe sofort und unkompliziert finanziell entschädigt.

Auf Anfrage erklärt der Präsident des Verbands, Casimir Platzer, was damit gemeint ist: «Wie im März muss eine sofortige Unterstützung der Betriebe stattfinden, um die Liquidität sicherzustellen.» Ein Problem, das in der Diskussion dabei oft untergehe, sei, dass geplant ist die Hilfe über das Härtefall-Programm zu leisten. Das ist laut Platzer nicht sinnvoll, da die Unterstützung so kantonal unterschiedlich ausfällt und zu einer Marktverzerrung führt. Er ist überzeugt: «Der Standort soll nicht darüber entscheiden, wie hoch die Unterstützung für die Betriebe ausfällt.»

Alternative Lösungsvorschläge hatte Gastrosuisse dem eidg. Finanzdepartement vorgeschlagen, aber schlussendlich spiele es keine Rolle, wie das Problem gelöst werde, so Platzer. «Hauptsache ist, dass die Betriebe schnell an Geld kommen und keine Ungleichheiten bei der Verteilung entstehen.» (jb)