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Waldschäden

Erste Waldschäden-Erkenntnisse von 2018

Manche Wälder sehen weniger grün aus als früher: Der extrem heisse und trockene Sommer 2018 hat Bäume absterben lassen. Der Bund nimmt dessen Folgen mit 13 Untersuchungen unter die Lupe. Jetzt legt die Forschungsanstalt WSL erste Ergebnisse vor.
Trockenheitsschäden in einem Mischwald in der Nähe von Pruntrut JU im Juni 2019: In der Mitte (rot) eine tote Weisstanne, im Vordergrund tote Buchen (grau). Links von der Wiese schwächelnde Fichten. Auffällig ist, dass junge Bäume intakt sind und nur hohe Bäume durch die Trockenheit Schaden nahmen.
Bild: Valentin Queloz/WSL

Vielerorts in der Schweiz war der Sommer 2018 die längste und heisseste Periode ohne Niederschläge seit Beginn der systematischen Wetteraufzeichnungen 1864. So begann der Herbst in diversen Wäldern früher als üblich. Die Tragweite beginnt sich nun abzuzeichnen, im Folgejahr.

Wegen instabilen Baumleichen wurden in der Birsfelder Hard bei Basel Ende Mai 2019 erste grosse Waldflächen sicherheitshalber für die Bevölkerung gesperrt. Notfällungen entlang Wegen kosten sehr viel Geld, und das vertrocknete Holz ist wenig wert. Wie schnell sich Wälder anpassen und Lücken schliessen können, bleibt abzuwarten.

Kein Waldsterben

Die Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) hat 13 Analysen begonnen zu Fakten und Folgen der Trockenheit 2018. Sechs haben erste Resultate geliefert, wie die WSL am Donnerstag mitteilte. Unter anderem wurden teils gebremstes Holzwachstum und überdurchschnittlich viele Blitz-Waldbrände festgestellt.

Die WSL schreibt von einem "gravierenden Wassermangel", wie er im Schnitt alle hundert Jahre in der Schweiz vorkomme. Ähnliche Trockenphasen mit Totholz-Folgen habe es 1911-12 und 1943-50 gegeben. So bilanziert das Communiqué, man sehe nun kein Waldsterben, sondern Bäume sterben, mit lokalen Konsequenzen.

Beispielsweise waren gemäss Satellitenbildern 2018 Blattverfärbung, frühzeitiges Welken und Wasserstress bei Bäumen im östlichen Mittelland wesentlich ausgeprägter als in den auch bereits trockenen Sommern 2016 und 2017. Besonders betroffen waren Buchen, speziell solche am Waldrand und grosse Individuen. Buchen wurzeln vergleichsweise flach und können daher schlechter auf Wasserreserven in tiefen Schichten zurückgreifen. Daneben litten auch Ulme, Esche, Erle und Ahorn.

Der Trockensommer zeigte laut WSL eine "markante Wirkung": 17 Prozent der untersuchten Buchen wiesen braune Blätter und starken Blattverlust auf; das sind unerwartet viele. Stark betroffene Buchen wuchsen zudem von April bis August 2018 deutlich weniger als nicht betroffene.

Blitz-Waldbrände

Früher Laubverlust wirkt negativ nach, wie Forschende anhand von knapp 1000 Buchen beobachteten, die sie 2018 bis im September in sehr trockenen Gebieten in Baselland, Schaffhausen und im Knonaueramt markiert hatten. Im Mai 2019 zeigte davon gegenüber normalen Bäumen ein mehrfacher Anteil Schleim-Abwehrreaktionen gegen Krankheitserreger und Schädlinge sowie abgestorbene Kronenteile.

Einen Blick in die Zukunft erlaubt die Blitzschlagstatistik: 2018 hat die WSL 36 von Blitzen ausgelöste Waldbrände registriert - in den letzten 19 Jahren waren es im Schnitt 14,6 pro Jahr gewesen und nur 2003 mehr. 2018 entflammten vier Fünftel im Juli und August. Auffällig häufig trafen solche Blitz-Waldbrände den Kanton Bern.

Von diesen 36 Waldbränden schwelte ein Viertel zwei bis sechs Tage weiter, bis die Feuerwehr sie bemerkte und löschte. Die WSL geht davon aus, dass bei häufigeren so trockenen Sommern "mit einer Zunahme der natürlichen Waldbrände zu rechnen" sei. Daher arbeite man an einem Modell, um Blitz-Waldbrände voraussagen zu können. (sda)