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Schweiz

«Der Kopf muss weg!» Sepp Blatter trat auf US-Druck zurück

Der frühere Fifa-Präsident Sepp Blatter hat erstmals eingestanden, vor fünf Jahren auf massiven Druck der USA hin abgetreten zu sein.
Sepp Blatter: Über den Rücktritt des früheren Fifa-Präsidenten gab es lange Zeit Spekulationen. (Keystone)

(dpa/rwa) «Sie sagten: Der Kopf muss weg! Dann habe ich mein Mandat zur Verfügung gestellt – und plötzlich war die Fifa für die US-Justiz nicht mehr eine mafiöse Organisation, sondern ein Opfer», sagte der 84-Jährige der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Der damals kürzlich wiedergewählte Blatter hatte am 2. Juni 2015 nach Chaostagen beim Fussball-Weltverband mit aus den USA vorangetriebenen Verhaftungen von hochrangigen Fifa-Funktionären in Zürich sein Mandat für Neuwahlen zur Verfügung gestellt. Im folgenden Oktober wurde er von der Fifa-Ethikkommission gesperrt.

Im Nachgang hatte Blatter immer wieder bekräftigt, nicht zurückgetreten zu sein. Beim Wahlkongress der Fifa durfte er aber nicht mehr antreten. Seinen Nachfolger Gianni Infantino kritisiert Blatter heftig: «In seinem Hochmut redet er auch nicht mehr mit Verbandspräsidenten, sondern nur noch mit Staatschefs.» Infantino sei «von sich eingenommen», «in die Megalomanie gegangen» und wolle «aus dem Fussball eine riesige Geldmaschine machen».

Zudem nährte der einstige Fifa-Boss, der seit 1998 im Amt gewesen war, die Spekulationen, sein Nachfolger sei mit Hilfe von Kontakten zur Schweizer Justiz zum grossen Profiteur des Fifa-Skandals geworden. «Es scheint, dass Infantino den Weg auf das Fifa-Präsidium freiräumen wollte», sagte Blatter. In der Schweiz hatten in den vergangenen Monaten drei Geheimtreffen von Infantino mit Bundesanwalt Michael Lauber in den Jahren 2016 und 2017 für einen Skandal gesorgt. Gegen Lauber, der sämtliche Vorwürfe bestreitet, soll ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet werden.