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1. August - Rütli

Bei Hitze strömten 1300 auf das Rütli

1300 Personen haben bei grosser Hitze auf dem Rütli den 1. August gefeiert. Sie kamen dabei nicht nur in den Genuss von Festansprachen, sondern auch von zum Teil aufgepeppten folkloristischen Darbietungen und einem weltmeisterlichen Armbrustschuss.
Folkloristische Darbietungen und Armbrustdarbietung: Bundesfeier auf der Rütliwiese.
Bild: KEYSTONE/ALEXANDRA WEY

Armbrust-Weltmeister Joel Brüschweiler zielte auf eine Kirsche und traf sie im ersten Schuss. Dies war nicht das einzige Element der Rütlifeier, das zwar traditionsbezogen war, aber auch neu interpretiert wurde.

Die Alphornklänge stammten dieses Mal von Enrico Lenzin, der sich selbst als Alphornkünstler bezeichnet. Lenzin ergänzte seine Alphornmusik mit fetzigen Rhythmen. Auch der Jodel von Barbara Klossner wirkte frisch. Nicht gefehlt haben zudem eine Darbietung von Fahnenschwingern sowie Auftritte der Musikgesellschaft Brunnen.

Wie schon im Vorjahr, wurde auch an diesem 1. August die Nationalhymne auf dem Rütli nicht nur mit dem althergebrachten Text gesungen, sondern auch mit dem neuen Textvorschlag "Weisses Kreuz auf rotem Grund". Die Melodie wurde nicht verändert.

Lanciert worden war die teils umstrittene Erneuerung des Textes von der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG). Diese verwaltet auch das Rütli und organisiert die dortige Bundesfeier.

Ehrengast Pro Senectute

Gast an der diesjährigen Rütlifeier war die Pro Senectute. Die Altersorganisation feiert heuer ihren 100. Geburtstag. SGG-Präsident Jean-Daniel Gerber wies darauf hin, dass die Pro Senectute eine der Organisationen sei, die von der SGG mitbegründet worden war.

Alt Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf, welche die Pro Senectute präsidiert, hob die grossen Veränderungen der letzten hundert Jahre hervor. 1917 habe die Lebenserwartung bei 55 Jahren gelegen, heute würden die 70-Jährigen noch Pläne schmieden, sagte sie. Sie bezeichnete die heutige Vielgenerationengesellschaft als Chance.

Die Festansprache hielt Bundeskanzler Walter Thurnherr. Die Schweiz habe allen Grund, gelassen und selbstbewusst zu sein, sagte er. "Nein, nicht weil wir anders sind, sondern weil wir gewisse Dinge anders machen: Wir regieren uns anders, wir organisieren uns anders, und wir entwickeln uns anders".

Grund dafür ist gemäss Thurnherr nicht 1291, sondern das 19. Jahrhundert, als die Schweiz den Binnenmarkt geschaffen und sich eine moderne Verfassung mit einer direkten Demokratie gegeben hat. "Andere Länder behalten ihre Verfassung und ändern ständig ihre Regierung. Wir halten an der Regierung fest und ändern laufend die Verfassung", sagte der Bundeskanzler - und erntete dafür Applaus.

Keine Garantie für die Zukunft

Dass die Schweiz in der Vergangenheit einiges anders und alles in allem nicht so schlecht gemacht habe, sei keine Garantie für die Zukunft, sagte Turnherr. Viele heutige Probleme könne die Schweiz nicht allein lösen. Der 1. August sei auch Gelegenheit, sich bewusst zu machen, dass neue Probleme bestünden, neue Denkarbeit notwendig sei und wahrscheinlich auch neue Antworten gefunden werden müssten.

Zwischenfälle gab es an der Bundesfeier nach Angaben der Kantonspolizei Uri keine. Erneut konnten nur angemeldete Personen an der Feier teilnehmen. Das Rütli wurde den ganzen Tag über nur von Extraschiffen angefahren. Grund dafür waren Aufmärsche von Rechtsextremen und ein Sprengstoffanschlag vor zehn Jahren. (sda)