(agl) Wegen der schnellen Verbreitung der Epidemie Ende Februar und Anfang März hätte die Implementierung der Coronamassnahmen eine Woche früher bereits zu deutlich weniger Hospitalisationen und Todesfällen geführt, heisst es in der Studie, die am Samstag als Preprint publiziert wurde. Für den tatsächlichen Verlauf gehen die Forscher für die erste Welle von rund 2000 Todesfällen aus.
Wäre der Lockdown sieben Tage früher eingeführt worden, wären es gemäss dem Modell nur knapp 400 gewesen. Hätte der Bundesrat auf der anderen Seite noch eine Woche länger gewartet, kommen die Berechnungen auf über 8000 Todesopfer, bei einer Spitzenbelastung der Intensivstationen von fast 2000 Menschen.
Lockdown verhinderte schlimmere Szenarien
Ein Vergleich mit Österreich zeige die Plausibilität des Modells, sagte Christian Althaus am Sonntag gegenüber dem «Tagesanzeiger». Österreich hat die strikten Massnahmen bereits einige Tage früher in Kraft gesetzt und verzeichnet bis heute knapp über 700 Todesfälle. «Unser Modell zeigt, dass die schnellere Reaktion die tieferen Zahlen zu einem guten Teil erklären kann», so Althaus. Umgekehrt sei es in Grossbritannien, wo man lange mit den Massnahmen gewartet habe.
Einschränkend sei bei dem Modell, dass es nicht zwischen verschiedenen Lockdown-Massnahmen unterscheide und auch nicht auf die unterschiedlichen Voraussetzungen in den Kantonen eingehe. «Im Tessin wäre die Lage schon Tage später eskaliert», sagte der Epidemiologe gegenüber dem «Tagesanzeiger». Das Fazit der Forscher lautet, dass ein früherer Lockdown zu tieferen Hospitalisations- und Todeszahlen geführt hätte, die ergriffenen Massnahmen aber dennoch schlimmere Szenarien verhinderten.