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Vögel

Weniger Spatzen in den Bergen

Der in den Alpen lebende Schneesperling, ein Cousin des Hausspatzes, wird seltener. Forscher der Vogelwarte Sempach vermuten, dass die frühere und schneller Schneeschmelze die Brutbedingungen erschwert. Ob dies zutrifft, soll nun ein Forschungsprojekt zeigen.
Der Schneesperling, ein Cousin des Hausspatzes, wird seltener. Forscher der Vogelwarte Sempacht wollen nun wissen, wieso.
Bild: Vogelwarte Sempach/Marcel Burkhardt

Sperlinge leben nicht nur in den Städten und Dörfern. Der Schneesperling ist ein veritabler Bergler, der sich an das raue Leben im Hochgebirge angepasst hat. Obwohl er hart im Nehmen sei, sei der Cousin des Hausspatzes in den letzten 20 Jahren seltener geworden, teilte die Vogelwarte Sempach am Dienstag mit.

Besorgt sind die Ornithologen, weil die Ursachen für diesen Rückgang unbekannt sind. Zudem sei nur wenig über die Biologie des Schneesperlings bekannt, schreibt die Vogelwarte.

Die Forscher schätzen, dass in der Schweiz rund 6000 bis 9000 Schneesperlingspaare brüten. Das Hauptverbreitungsgebiet liegt zwischen 1100 und 3000 Meter über Meer. Auffallend ist, dass die Bestände unterhalb von 2400 Meter stärker zurückgegangen seien als oberhalb, teilte die Vogelwarte mit. Die Ornithologen vermuten deshalb, dass die Klimaerwärmung eine Rolle spiele.

Schnee schmilzt zu schnell

Der Schneesperling holt sich die Insekten zur Fütterung der Brut am Rande von Schneefeldern. Wenn der Schnee früher und schneller schmelze, hätten die Vögel weniger Zeit, um die Brut aufzuziehen, sagte Sophie Jaquier, Mediensprecherin der Vogelwarte, auf Anfrage.

Dieses kleinere Nahrungsangebot könnte sich nicht nur negativ auf die Brut auswirken, sondern auch auf die älteren Vögel, die für die Nahrungssuche einen grösseren Aufwand betreiben müssen. Es könnte aber auch sein, dass es nicht nur in den Niederungen, sondern auch in höheren Lagen weniger Insekten gebe, sagte Jaquier.

Der Schneesperling hat pro Saison ein Gelege von vier bis fünf Eiern. Er nistet in Felsspalten, unter Dächern von Berghütten oder in Skiliftmasten. Ausgesucht wird der Nistplatz vom Männchen. Es preist den gefundenen Platz dem Weibchen an, indem es in diesen hineinschlüpft, in ihm singt und immer wieder herausschaut.

Auch im Bergrestaurant zu Hause

Wie sein Cousin in der Stadt, ist auch der alpine Spatz zutraulich und pickt auch auf Terrassen von Bergrestaurants Krümel. Der Schneesperling entwickle sich immer mehr zum Kulturfolger, schreibt die Vogelwarte.

Um mehr über die Lebensbedingungen des Schneesperlings im Frühling zu erfahren, nehmen die Biologen der Vogelwarte einige Strapazen auf sich. Im Hochgebirge seien Schnee und Kälte auf den stundenlangen Wanderungen im unwegsamen Gelände ständige Begleiter, heisst es in der Mitteilung. Da aber 15 Prozent des europäischen Schneesperlingsbestandes in der Schweiz lebe, habe man auch eine hohe Verantwortung für diesen "schweizerischsten aller Spatzen". (sda)