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Russland

Sokolow nach Mord an Geliebter in U-Haft

Der unter Mordverdacht stehende russische Historiker Oleg Sokolow sitzt seit Montag in Untersuchungshaft. Der 63-Jährige, hat gestanden, seine 24-jährige Geliebte getötet und zerstückelt zu haben.
Oleg Sokolov (links) lauscht am Montag den Worten seines Anwalts im Gericht in St. Petersburg. Er bleibt wegen Mordverdachts bis mindestens am 8. Januar in U-Haft.
Bild: KEYSTONE/EPA/ANATOLY MALTSEV

Sokolow muss mindestens bis zum 8. Januar im Gefängnis bleiben, wie ein Richter in St. Petersburg entschied. Der prominente Historiker hatte in der Gerichtsanhörung zuvor unter Tränen behauptet, sein Opfer habe ihn vor der Tat angegriffen.

Sokolow war am Samstag bei dem Versuch festgenommen worden, Leichenteile seiner ehemaligen Studentin im Fluss Moika in St. Petersburg zu versenken. Die Polizei rettete Sokolow aus dem eiskalten Wasser und entdeckte in seinem Rucksack dann die Arme einer Frau.

In der Wohnung des Napoleon-Experten fanden die Beamten die enthauptete Leiche der 24-Jährigen, mit der Sokolow mehrere Bücher geschrieben und zusammengelebt hatte, sowie eine blutverschmierte Säge. Laut einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur Interfax entdeckte die Polizei am Montag weitere Leichenteile im Fluss.

Anwalt will auf Notwehr plädieren

Bei der Anhörung behauptete der blasse und unrasierte Sokolow nun, seine Geliebte sei "in letzter Zeit verrückt geworden", wenn es um seine Kinder aus einer früheren Ehe ging. Ihm zufolge habe sie ihn "mit einem Messer angegriffen". Sein Anwalt der renommierten Professors will nach eigenen Angaben wohl auf Notwehr plädieren.

Der Bruder des Opfers, Sergej Tschetschenko, sagte der Nachrichten-Website RBK, dass "Eifersucht" der Grund für das Verbrechen gewesen sei. Sokolow habe seine Schwester zusammengeschlagen, als sie auf die Geburtstagsfeier eines Kommilitonen gehen wollte. "Sie ist trotzdem gegangen", sagte der Bruder.

Der Fall hat in Russland eine Debatte über Gewalt gegen Frauen ausgelöst. Die Frauenrechtlerin Alena Popowa prangerte ein "verfaultes Rechtssystem" an, "das gewalttätige Männer bis zu dem Moment schützt, an dem man eine Leiche hat". Kreml-Sprecher Dimitri Peskow verurteilte das "schreckliche Verbrechen".

Verdacht auf weitere Gewalttaten

Laut der Zeitung "Moskowski Komsomolez" und einer Online-Petition soll Sokolow bereits zuvor in Gewalttaten verwickelt gewesen sein. Gegen den Professor seien trotz mehrerer Anschuldigungen von Studenten keine Disziplinarmassnahmen vonseiten seines Arbeitgebers, der staatlichen Universität von St. Petersburg, ergriffen worden, schreiben die Verfasser der Petition.

Eine Studentin, die 2008 eine Affäre mit Sokolow gehabt haben soll, behauptet laut "Moskowski Komsomolez", der Professor habe sie an einen Stuhl gefesselt, ihr ins Gesicht geschlagen und gedroht, sie zu töten, wenn sie ihn verlasse. Der Student Iwan Pustowoit sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass die gewalttätigen Tendenzen des Professors bekannt gewesen seien. "Es gab Warnungen, aber niemand hat auf sie geachtet."

Sokolow ist der Autor mehrerer Werke über Napoleon Bonaparte und trat als Geschichtsexperte in mehreren Dokumentarfilmen auf. Studenten beschrieben den Gelehrten, der sich mit seiner Geliebten gern in Historienkostümen zeigte, als begabten Dozenten, aber auch als "Freak" und Exzentriker. Die Universität von St. Petersburg kündigte nach der Festnahme an, Sokolow zu entlassen. (sda/afp)