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Pakistan

Kontroverse Reaktionen nach Mord im Gerichtssaal in Pakistan

Einen Tag nach dem Mord an einem wegen Blasphemie angeklagten Mann im Nordwesten Pakistans ist im Land eine Kontroverse entbrannt. Prominente religiöse Hardliner begrüssten die Tötung in einem Gerichtssaal in Peschawar, der Hauptstadt der Provinz Khyber Pakhtunkhwa.
Polizeibeamte stehen nach der Ermordung von Tahir Shamim Ahmad, der vor Gericht der Beleidigung des Islam beschuldigt wurde, an einem Eingangstor des Bezirksgerichts im Nordwesten Pakistans. Foto: Muhammad Sajjad/AP/dpa
Bild: Keystone/AP/Muhammad Sajjad

Auch Abgeordnete des Parlaments äusserten sich positiv zur Erschiessung des Mannes, der wegen angeblicher Beleidigung des muslimischen Propheten Mohammed seit 2018 in Haft sass.

Laut US-Aussenministerium handelte es sich bei dem Opfer um einen amerikanischen Staatsbürger. "Wir fordern Pakistan dringend auf, unverzüglich Massnahmen zu ergreifen und Reformen durchzuführen, die verhindern, dass sich eine solch schändliche Tragödie wiederholt", schrieb das Ministerium auf Twitter. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte via Twitter: "Wir bekräftigen unseren langjährigen Appell an die pakistanische Regierung, die drakonischen Blasphemiegesetze, die immer wieder Missbrauch ermöglichen, aufzuheben."

Am Mittwoch hatte ein junger Mann den amerikanischen Staatsbürger mitten im Gerichtssaal vor den Augen des Richters mit Schüssen in den Kopf getötet. Wie der Täter seine Waffe in das gut gesicherte Gebäude bringen konnte, ist unklar. Er wurde festgenommen. Später habe er der Polizei gesagt, dass ihm der Prophet Mohammed im Traum erschienen sei und den Auftrag zum Töten gegeben habe. Das Opfer gehörte der religiösen Minderheit der Ahmadiyya an.

Die muslimische Reformbewegung Ahmadiyya wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts im damaligen Britisch-Indien gegründet. Sie ist bei anderen muslimischen Gemeinden umstritten. Laut Menschenrechtlern gehört die Gruppe zu den am meisten verfolgten Gemeinschaften in Pakistan. Pakistan führte die umstrittenen Blasphemiegesetze in den 1980ern während der Amtszeit des ehemaligen Militärherrschers Zia ul-Haq ein. Oft werden Angeklagte getötet, bevor ihr Prozess beginnt. (sda/dpa)