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Affäre Weinstein

Harvey Weinstein schuldig gesprochen

Der frühere Hollywood-Produzent Harvey Weinstein ist der Vergewaltigung und der schweren sexuellen Nötigung schuldig gesprochen worden. Das Urteil der Geschworenen wurde am Montag im Gericht in New York verkündet. Über das Strafmass wurde noch nicht entschieden.
Harvey Weinstein am Montag bei der Ankunft vor Gericht. Die Jury sprach ihn schuldig.
Bild: KEYSTONE/AP/John Minchillo

In zwei Anklagepunkten wegen wiederholter sexueller Angriffe wurde der 67-Jährige dagegen freigesprochen. Die Jury sprach Weinstein zudem lediglich der Vergewaltigung in einem minder schweren Fall schuldig, nicht der schweren Vergewaltigung.

Harvey Weinstein muss bis zur Verkündung des Strafmasses am 11. März in Haft. Das ordnete der New Yorker Richter James Burke am Montag an. Weinstein drohen fünf bis 25 Jahre Gefängnis.

Weinstein war in dem in New York geführten Prozess zur Last gelegt worden, 2006 einer Produktionsassistentin Oralsex aufgezwungen und 2013 eine Jungschauspielerin vergewaltigt zu haben. Weinstein weist alle Vorwürfe zurück und spricht von einvernehmlichen sexuellen Beziehungen.

Inzwischen haben mehr als 80 Frauen Weinstein sexuelle Vergehen vorgeworfen. Das Bekanntwerden der Vorwürfe gegen den Gründer des Miramax-Filmstudios hatte im Herbst 2017 die weltweite #MeToo-Bewegung gegen sexuelle Übergriffe und Gewalt ausgelöst.

Sechs Hauptzeuginnen

In den vergangenen Wochen hatte die Staatsanwaltschaft in dem Verfahren versucht, mithilfe von insgesamt sechs Hauptzeuginnen in teils drastischer Detailtiefe ein Muster Weinsteins offenzulegen - das eines Mannes, der seine Macht in der Filmindustrie systematisch ausnutzte, um sich junge Frauen gefügig zu machen; eines Mannes, der Frauen für Sex Karrierehilfe versprach und sie bei einem Nein zum Geschlechtsverkehr zwang.

Die Verteidigung hingegen hatte den Zeuginnen eine Mitschuld gegeben und Weinstein in einer Opferrolle dargestellt. Frauen hätten ihn über Jahrzehnte wegen seines Einflusses und Geldes ausgenutzt und seien sich ihrer Handlungen und Signale an ihn bewusst gewesen. Jeglicher Sex habe einvernehmlich stattgefunden.

Der Prozess hatte von Anfang an gegen eine mögliche Vorverurteilung des Angeklagten wegen der breiten gesellschaftlichen Debatte und der intensiven Berichterstattung in den vergangenen Jahren zu kämpfen. Bei der Auswahl der Geschworenen zu Beginn des Verfahrens erklärten sich auffallend viele der potenziellen Kandidaten von vornherein für befangen.

Jury beriet tagelang

Die Jury-Beratungen zogen sich über Tage hin. Nachrichten ans Gericht liessen dabei den Schluss zu, dass die Jury sich zwischenzeitlich in mehreren Anklagepunkten nicht einig war.

Weinstein war zu den Sitzungen vor dem Obersten New Yorker Gericht nach einem Autounfall im August stets tief gebeugt und auf eine Gehhilfe gestützt in den Saal 1530 in Manhattan gehumpelt. Er selbst hatte im Prozess die Aussage verweigert - normalerweise eine taktische Entscheidung, um das Risiko eines Kreuzverhörs durch die Staatsanwaltschaft zu vermeiden

Die juristischen Kämpfe sind für Weinstein auch abseits des New Yorker Verfahrens nicht zu Ende. In Los Angeles wurde er ebenfalls wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung angeklagt. Auch dort könnte es zu einem Prozess kommen. Davon abgesehen verhandeln seine Anwälte weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit zivilen Klägerinnen um Entschädigungen (sda/afp/dpa)