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Flugunfall

Fünf Tote bei Flugunfällen in Graubünden

In den Bündner Bergen oberhalb von Bivio sind am Samstag ein Motorflieger und ein Segelflugzeug abgestürzt. Fünf Menschen kamen dabei ums Leben, darunter ein Kind. Ein Zusammenhang der beiden Abstürze ist nicht ausgeschlossen.
Die beiden Flugzeuge stürzten auf einer Höhe von 2700 Meter oberhalb von Bivio in rund einem Kilometer Entfernung voneinander ab.
Bild: Kantonspolizei Graubünden

Der Pilot des Segelflugzeugs war am Samstag in Amlikon TG gestartet, das Motorflugzeug am frühen Nachmittag vom Flughafen Colombier in Neuenburg, wie die Bündner Polizei und die Neuenburger Staatsanwaltschaft am Montag mitteilten.

An Bord des Motorfliegers befanden sich demnach neben dem Piloten drei Passagiere: ein Kind, eine Frau und ein Mann. Die Robin DRF400 sei in Samedan GR zwischengelandet und um 17.20 Uhr weitergeflogen. An ihrem Ziel Locarno TI kam sie aber nie an.

Um 21.30 Uhr sei die Bündner Polizei von der Rega über den Absturz eines Segelflugzeugs auf rund 2700 Meter über Meer oberhalb von Bivio informiert worden. Der Pilot sei dabei ums Leben gekommen. Wegen des schlechten Wetters seien am späteren Samstagabend keine Bergungsarbeiten mehr möglich gewesen.

Zwei Opfer aus Neuenburg

Als diese am Sonntag aufgenommen werden konnten, entdeckten die Rettungskräfte rund einen Kilometer von der Absturzstelle des Segelfliegers entfernt ein weiteres abgestürztes Motorflugzeug. Auch diese vier Insassen konnten nur noch tot geborgen werden.

Die formelle Identifikation der Opfer stand am Montag noch aus. Die Kantonspolizei Graubünden rechnet damit, die Identifikation "voraussichtlich spätestens am Mittwoch" abgeschlossen zu haben, wie Polizeisprecherin Anita Senti auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erklärte. Die Polizei will dann aktiv informieren.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Neuenburg stammen aber zwei der Toten aus dem Kanton Neuenburg. Zusammen mit der Kantonspolizei sei ein Team zur psychologischen Unterstützung der Familien der Opfer aufgeboten worden.

Ermittlungen laufen

Wann die beiden Maschinen abgestürzt sind, sei zur Zeit noch nicht bekannt und Gegenstand der Ermittlungen, sagte Polizeisprecher Roman Rüegg gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Auch die Ursache der Abstürze müsse noch abgeklärt werden. So wisse man noch nicht, ob die Flugzeuge zusammen stiessen, sich ausweichen mussten oder ob es überhaupt keinen Zusammenhang gebe. Die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) habe entsprechende Abklärungen aufgenommen.

Ein Sust-Sprecher erklärte auf Anfrage, dass die Sust noch keine Aussage darüber machen könne, ob es zu einer Kollision der Flugzeuge gekommen sei. Die Sust sei am Abklären, Ergebnisse dürfte es im Verlauf der Woche geben.

An der Bergung waren die SAC Sektion Bernina, die Feuerwehr Samedan-Pontresina, die Heli Bernina, die Feuerwehr des Engadin Airport sowie die Kantonspolizei Graubünden beteiligt.

Schwerer Unfall

Flugzeugabstürze mit fünf oder mehr Todesopfern sind in der Schweiz eher selten. In der Regel handelt es sich dabei um grössere Passagiermaschinen. Zuletzt war 2018 ein Oldtimer-Flugzeug des Typs Ju-52 am Piz Segnas bei Flims GR abgestürzt. Dabei kamen alle 20 Insassen ums Leben.

Zu den wenigen opferreichen Abstürzen von Kleinflugzeugen in den letzten zwei Jahrzehnten gehört der Absturz einer einmotorigen Piper im freiburgischen Tatroz im Jahr 2012 mit sechs Todesopfern. Und 2011 stürzte ein kleines Touristenflugzeug in den Walliser Alpen in der Nähe des Weisshorns ab, fünf Menschen verloren dabei ihr Leben.

Zwei weitere Abstürze ereigneten sich im Engadin. 2006 stürzte eine Robin DR-500 neben einem Bauernhof in Celerina auf eine Kuhweide und ging in Flammen auf. Alle vier Insassen starben. 2004 stürzte eine sechsplätzige Turboprop-Maschine beim Anflug auf den Flugplatz Zuoz ab. Der Pilot und seine vierköpfige Familie fanden dabei den Tod. (sda)