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Archäologie

Berner Forscher entdecken antike Stadtanlage

Archäologische Forschungen der Universität Bern haben zur Entdeckung einer antiken Stadtanlage im türkischen Sirkeli Höyuk geführt. Dabei könnte es sich um den sagenumwobenen bronze- und eisenzeitlichen Kultort Kummanni handeln.
Blick von Norden auf die Ruinenstätte des Sirkeli Höyuk mit Zitadelle sowie Unter-, Ober- und Vorstadt.
Bild: Institut für Archäologische Wissenschaften der Universität Bern, Projekt Sirkeli Höyük

Die Fundstätte befindet sich rund 40 Kilometer östlich der Stadt Adana. Das Gebiet im Südosten Kleinasiens gehörte zum antiken Killikien.

Das Gebiet Sirkeli Höyük galt auch schon vor der schweizerisch-türkischen Expedition als einer der grössten bronze- und eisenzeitlichen Orte des antiken Killikiens. Die aktuellen Forschungen haben nun den Nachweis erbracht, dass die antike Siedlung nicht nur erheblich grösser war als vermutet, sondern auch ein komplexe innere Struktur aufwies.

Das Forscherteam unter der Leitung der Universität Bern stiess mit Hilfe von geophysikalischen Prospektionen und Oberflächenbegehungen auf eine ausgedehnte Unterstadt mit dichter Wohnbebauung und eine Oberstadt, die auf zwei Bergrücken liegt, wie die Universität Bern und der Schweizerische Nationalfonds am Donnerstag mitteilten.

Im Zentrum findet sich eine Nekropole mit Kammergräbern. Die städtischen Bereiche bilden laut Mitteilung eine für diese Region bislang einzigartige, 80 Hektar grosse Stadtlandschaft.

Stadtmauern, Tore und Kultstätten

Gemäss Mirko Novak vom vom Institut für Archäologische Wissenschaften der Universität Bern waren sowohl die Unter- wie auch die Oberstadt von einem doppelten Stadtmauerring und einem Graben umgeben, der auch die Zitadelle, die seit längeren schon bekannt ist, einfasste.

Ausgrabungen fanden an verschiedenen Orten statt. In der Unterstadt wurden die aus grossen Steinblöcken gefertigten Mauern der Stadtbefestigung sowie das gepflasterte Osttor aus dem frühen 1. Jahrtausend untersucht. Am Tor fanden sich Spuren einer Belagerung, die vermutlich vom assyrischen König Salmanasser III. stammten und somit ins Jahr 835 v. Chr. datieren dürften.

In einem benachbarten Gebäude fand sich ein Stempelsiegel, das gleichermassen mit luwischen, also alt-anatolischen Hieroglyphen und babylonischen Keilschriftzeichen beschriftet ist. "Die parallele Verwendung dieser Schriftsysteme auf einem Siegel ist für das erste Jahrtausend vor Christus extrem ungewöhnlich, wird Novak in der Mitteilung zitiert.

Im Nordosten der Zitadelle zeigen zwei Felsreliefs den Hethitischen König Muwattali II (1290-1272 v.CHr). Darüber erstreckt sich ein Bauwerk, das offenkundig dem Ahnenkult diente.

In einem verhältnismässig kleinen Raum auf dem höchsten Punkt der Zitadelle fanden die Forscher Skelette von mindestens drei Schafen auf einem Podest - offensichtlich Reste einer rituellen Handlung.

"Sämtliche dieser Erkenntnisse stützen die Annahme dass es sich bei der antiken Stadt um das als Kultort bekannte Kummanni handeln könnte, führt Novak aus.

Die schweizerisch-türkische Expedition steht unter der Leitung der Universität Bern. Gefördert wird das Programm vom Schweizerischen Nationalfonds und vom türkischen Kulturministerium. Das Team vor Ort besteht aus bis zu 35 Forschenden und Studierenden sowie bis zu 50 lokalen Arbeitskräften.

Die neusten Forschungsergebnisse werden nun unter anderem in den "Schriften zur Vorderasiatischen Archäologie" veröffentlicht.

www.sirkeli.ch (sda)