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Spanien

Affäre um "Wüsten-Zug": Spaniens Ex-König Juan Carlos geht ins Exil

Der von einem Skandal um angebliche Schmiergeldzahlungen und Justizermittlungen bedrängte spanische Ex-König Juan Carlos geht mit 82 Jahren ins Exil. Er verlasse den Zarzuela-Palast in Madrid und auch sein Heimatland und ziehe ins Ausland um, teilte der "Rey emérito", der emeritierte König, seinem Sohn und Nachfolger Felipe VI. in einem am Montag vom Königshaus in Madrid veröffentlichten Brief mit.
ARCHIV - Juan Carlos: «Es ist eine Entscheidung, die ich mit tiefen Gefühlen, aber mit großer Ruhe treffe.» Foto: Francisco Flores Seguel/Agencia Uno/dpa
Bild: Keystone/Agencia Uno/Francisco Flores Seguel

Die in Sachen Monarchie gewöhnlich sehr gut informierte Tageszeitung "El Mundo" versicherte, die Entscheidung sei in erster Linie von Felipe getroffen worden. Das Königshaus habe Juan Carlos zum Verlassen Spaniens "gezwungen", so das Blatt. Die Affäre hatte dem Image Felipes und der spanischen Monarchie sehr geschadet. Die Rufe nach einer Abschaffung der Monarchie waren zuletzt immer lauter geworden.

Mit seiner Entscheidung wolle er dazu beitragen, die Ausübung der Arbeit seines Sohnes als Staatschef zu erleichtern, "angesichts der öffentlichen Auswirkungen, die gewisse vergangene Ereignisse derzeit verursachen", schreibt Juan Carlos in deutlicher Anspielung auf die Justizermittlungen, die gegen ihn derzeit nicht nur in Spanien, sondern auch in der Schweiz laufen.

"Es ist eine Entscheidung, die ich mit tiefen Gefühlen, aber mit grosser Ruhe treffe", fügt Juan Carlos in seinem Brief hinzu. Wohin er zieht, wurde vorerst nicht mitgeteilt.

Im Skandal um mutmassliche Schmiergeldzahlungen beim Bau einer Schnellbahnstrecke in Saudi-Arabien durch ein spanisches Konsortium hatte das Oberste Gericht in Madrid am 8. Juni Ermittlungen gegen Juan Carlos eingeleitet.

Bei den Untersuchungen gehe es darum, die "strafrechtliche Relevanz der Taten abzugrenzen oder auszuschliessen", die nach der Abdankung von Juan Carlos als König im Juni 2014 erfolgt seien, teilte die Staatsanwaltschaft am Obersten Gericht seinerzeit mit.

In der sogenannten "Affäre um den Wüsten-Zug" ermitteln die für Korruption und Wirtschaftsdelikte zuständigen Behörden schon seit 2018. Im Jahr 2008 soll Juan Carlos Schmiergeld in Höhe von 100 Millionen US-Dollar aus Saudi-Arabien kassiert haben.

Für die vier Jahrzehnte, die er König und Staatsoberhaupt von Spanien war (vom 22. November 1975 bis zum 14. Juni 2014) geniesst Juan Carlos Immunität. Nach seinem Thronverzicht zugunsten seines Sohnes hat er zwar heute noch Sonderrechte, er kann aber vom Obersten Gericht auf die Anklagebank gesetzt werden. Obwohl die mutmassliche Schmiergeldzahlung 2008 erfolgte, könnte Juan Carlos in Zusammenhang mit dem Skandal unter anderem der Geldwäsche in der Zeit nach 2014 beschuldigt werden.

Die von mehreren spanischen Firmen gebaute Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Mekka und Medina wurde im Oktober 2018 eingeweiht. Für die rund 450 Kilometer benötigt der "Al Haramain"-Schnellzug etwa zwei Stunden. Für die Passagiere, darunter Millionen Pilger, verkürzte sich die Fahrzeit um über 50 Prozent. (sda/dpa)